Schulstart

„Montag ist Testtag“

Einmal pro Woche sollen Schüler selbst einen Nasenabstrich machen. Trotzdem wackelt der Schulstart.
Einmal pro Woche sollen Schüler selbst einen Nasenabstrich machen. Trotzdem wackelt der Schulstart.Imago Images
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Einmal pro Woche sollen Schüler selbst einen Nasenabstrich machen. Trotzdem wackelt der Schulstart. Die Öffnung könnte regional differenziert erfolgen.

Die Antwort auf die vielleicht brennendste Frage ist der Bildungsminister dann doch wieder schuldig geblieben. Heinz Faßmann (ÖVP) konnte bei seinem Auftritt am Samstag kein konkretes Datum nennen, wann die Schulen den Unterricht vor Ort wieder aufnehmen. Das werde erst „in den kommenden Tagen“ entschieden.

Der Bildungsminister selbst würde gern bei dem bisher geplanten Schulstart am 18. Jänner bleiben. Dem Bundeskanzleramt dürfte eine Lockdownverlängerung vorschweben. Wer in dieser Frage wen „overruled“, also überstimmt, sei für ihn, wie Faßmann sagte, „ganz nachrangig“. Er sei mit Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) außerdem einer Meinung: „Die Schulen sollen als Erstes geöffnet werden.“
Der Schulstart könnte aber regional unterschiedlich erfolgen. Das sei „in der Tat“ eine Überlegung, sagte der Bildungsminister, immerhin gebe es von Bundesland zu Bundesland „erheblich unterschiedliche Inzidenzen“. Dementsprechend könnten in Wien und Niederösterreich die Schulen früher als etwa in Salzburg mit dem Präsenzunterricht beginnen. Diesmal sollen aber jedenfalls alle Klassen – auch die Oberstufen – wieder in die Schule zurückkehren.

„Kinderleicht wie Nasenbohren“. Um ein rasches Aufsperren und ein nachhaltiges Offenhalten zu gewährleisten, wird es ein „zusätzliches Sicherheitsnetz“ geben. Wöchentliche Coronaselbsttests sollen, wie die „Presse“ bereits am Samstag berichtet hat, das Schuljahr retten. Die 1,1 Millionen Schüler sollen vorerst einmal pro Woche selbst (oder mit elterlicher Hilfe) einen Nasenabstrich machen. „Montag ist Testtag“, formulierte es der Minister. Schon am 18. Jänner könne man damit beginnen. Sein Ressort hat dafür fünf Millionen Tests angeschafft. 2,70 Euro hat ein Testkit gekostet.

Benützt wird dazu eine neue Art an Covid-Tests – sogenannte „Anterio-Nasal-Tests“. Sie bestehen aus einer Testkarte, einem Stäbchen mit Tupfer und einer Lösung. Anders als bei den bisherigen Antigentests ist bei der neuen Variante lediglich ein Abstrich im vorderen Nasenbereich notwendig. „Es ist ein riesen Unterschied, ob Sie jemandem sieben Zentimeter in die Nase fahren, oder ob Sie 1,5 bis zwei Zentimeter hineinfahren und dort abstreichen“, sagte Franz Allerberger.

Der Leiter der Abteilung für „Öffentliche Gesundheit“ der Ages sprach von einem „Quantensprung“. Die Tests seien zwar weniger genau als die PCR-Tests, aber in etwa genauso verlässlich wie das bei den Massentests eingesetzte Verfahren. Die „wirklich Infektiösen“ werde man so „zu einem großen Teil“ finden. Positive Resultate werden aber noch durch einen PCR-Test abgeklärt.

Der Abstrich sei „kinderleicht wie Nasenbohren“ wird in einem Erklärvideo des Bildungsressorts versprochen. Die Frage, wer den Abstrich vornehmen darf, ist dennoch „nicht unheikel“. Das gestand auch der Minister. In den Beipackzetteln der Selbsttests stehe, dass die Abstriche nur von „geschultem Fachpersonal“ durchgeführt werden dürfen. Da behilft sich das Ministerium mit einem Kunstgriff. Es werden schon die Erklärung der Schulärzte, das Video und die Informationsblätter, die in 14 Sprachen verfasst sind, ausreichen.

Lehrer werden früher geimpft. Bei Volksschülern soll der Test zu Hause von den Eltern durchgeführt werden. Alle übrigen Kinder und Jugendlichen werden das in der Schule tun. Generell sind die Tests freiwillig. „Es wird weder Zuckerbrot noch Peitsche geben“, sagt der Minister. Die Durchführung wird weder protokolliert noch kontrolliert. Sollte sich der Weg bewähren, wird neben dem Montag auch der Donnerstag zum Testtag werden.

Die Selbsttests werden auch den Lehrern und Kindergartenpädagogen zur Verfügung gestellt. Ob sie sich dadurch die geplanten wöchentlichen Berufsgruppentests ersparen, ist allerdings noch unklar, das hänge vom Berufsgruppengesetz ab, erklärte der Bildungsminister. Denn der Nachteil dieser Selbsttests sei, dass es am Ende kein objektives Zertifikat über die tatsächliche Durchführung gebe, und das könnte erforderlich sein.
Die Impfung soll es für Pädagogen nun offenbar schneller geben. Sie sind als systemrelevante Gruppe doch in der Phase zwei vorgesehen. Mit den Impfungen der Lehrer wird also Ende Februar, Anfang März begonnen.

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