Anger

Sie gehen auf Nummer unsicher

Ihr neues Album harrt nur noch des Feinschliffs: das „Anger“-Duo Julian Angerer und Nora Pider.
Ihr neues Album harrt nur noch des Feinschliffs: das „Anger“-Duo Julian Angerer und Nora Pider.Andreas Tauber
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Das Popduo Anger aus Brixen liebt Anglizismen in Leben und Kunst. 2020 gewannen sie den FM4-Amadeus, dann kam die Pandemie. Jetzt wollen sie die Welt halt 2021 erobern.

Letztes Jahr beim Amadeus: Julian Angerer trägt einen weißen Schlapphut, einen überlangen Zweireiher in Kombination mit einem viel zu weiten, kurzen Beinkleid. Seine Füße stecken in weißen Tennissocken. Ein einziges No-Go. Nora Pider, seine Partnerin im Leben wie in der Kunst, fällt durch halterlose Strümpfe auf und viel Platz zwischen ihnen und dem Stoff, der ihre Hüfte bedeckt. Ist es eine Hose, ist es ein Rock? Man weiß es nicht. Sicher ist bloß, dass dieses Duo die hohe Kunst beherrscht, unmöglich Aussehendes hip wirken zu lassen.

Ähnliches bewerkstelligen Anger in ihrer Musik. Sie wirbeln pophistorische Zitate durcheinander, mischen sie mit spontanen Ideen. Die Beats stolpern, das Keyboard kühlt, ein paar Gitarrenklänge verzieren diesen seltsamen Song, den Anger bei der letztjährigen Amadeus-Preisverleihung gespielt haben. Der Wettbewerb fand ja bekanntlich nur als Fernsehevent statt. Das Duo ging dafür auf Nummer unsicher. Statt eines Liedes ihres Debütalbums „Heart/Break“ zu performen, wagten sie etwas. Fraktale Geometrie flackerte am Boden, als das Duo zu erratischem Wechselgesang ansetzte. „Alleine lass ich dich ab und zu danebenstehen“, intoniert Nora Pider darin sanft und camoufliert damit etwas zart Sadistisches. Rüde Raps folgen, engelsgleicher Gesang und entrückte Schreie wechseln einander ab. In „Ab und Zu“ trifft sich Cloudrap und purer Pop. Anger realisieren hier ihre Vorstellung von gutem Pop.

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