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Wo akademische Titel wirklich herkommen

Manche akademische Grade sind einfacher als andere, wenn es darum geht, wo sie herkommen.
Manche akademische Grade sind einfacher als andere, wenn es darum geht, wo sie herkommen.(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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Was der Protagonist einer RTL-Kuppelshow mit einem akademischen Abschluss zu tun hat.

Manche akademische Grade sind einfacher als andere, wenn es darum geht, wo sie herkommen. Der Doktor, zum Beispiel, lässt sich recht simpel erklären, nämlich vom Lateinischen docere (lehren, unterrichten), dessen Nomen Agentis, also das vom Verb abgeleitete Substantiv, eben doctor lautet, also quasi Lehrer oder Lehrmeister. Auch der Magister lässt sich leicht mit dem gleichlautenden lateinischen Begriff erklären, der so viel wie Vorsteher, Leiter, Lehrer bedeutet. Den gleichen lateinischen Ursprung hat auch der mittlerweile häufiger verliehene Master, der sich sprachlich so wie auch der Meister aus dem Magister entwickelt hat. Wenn auch der Meister nicht als akademischer Titel gilt, allerdings seit August 2020 in offiziellen Dokumenten wie Reisepass, Führerschein oder Personalausweis eingetragen werden kann. Formal ist er in Österreich nämlich mittlerweile dem Bachelor gleichgestellt.

Und damit sind wir auch schon beim sprachlich wohl anspruchsvollsten akademischen Grad angelangt. Denn was der Bachelor aus der überaus seichten RTL-Kuppelshow mit einem akademischen Grad zu tun haben soll, erschließt sich nicht auf Anhieb. Nun, der ursprüngliche Bakkalaureus, wieder mal aus dem Lateinischen, leitet sich vom mittellateinischen baccalaria ab, einem herrschaftlichen Landgut, dessen sprachliche Herkunft unbekannt ist. Dessen Besitzer und junger Edelmann wurde als baccalarius bezeichnet, woraus sich dann unter anderem der mittelhochdeutsche Betschelier (Knappe) entwickelte, aber eben auch der mittelenglische bacheler (lediger, junger Mann). Und so nahm der Begriff eben die eine Abzweigung in Richtung Junggeselle (siehe RTL) und die andere als Bezeichnung für den niedrigsten akademischen Grad (siehe Uni), hier möglicherweise in Anlehnung an laureus (Lorbeer) zum Baccalaureus geadelt. Noch Fragen?

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2021)

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