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Lockdown fordert Tribut: Modekette Adler stellt Insolvenzantrag

PEROUTKA Günther / WB
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Vielen Unternehmen aus der Modebranche ging es schon vor der Coronakrise nicht gut. Nun ist die auch in Österreich präsente Modekette Adler zahlungsunfähig.

Die deutsche Modekette Adler, die auch in Österreich mit 24 Filialen und fast 300 Beschäftigten vertreten ist, hat wegen Überschuldung einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Grund dafür sei der Corona-Lockdown, teilte das Unternehmen mit. Ziel ist es demzufolge, die Firma über einen Insolvenzplan zu sanieren. Dabei soll der Geschäftsbetrieb in vollem Umfang fortgeführt werden.

Die ausländischen Töchter seien nicht von der Insolvenz betroffen, hieß es. Die Adler Modemärkte AG mit Sitz in Haibach bei Aschaffenburg gehören zu den größten Textileinzelhändlern in Deutschland. Das Unternehmen betreibt 171 Modemärkte, davon 142 in Deutschland, 24 in Österreich, drei in Luxemburg, zwei in der Schweiz sowie einen Online-Shop. Das Unternehmen konzentriert sich auf Großflächenkonzepte mit mehr als 1.400 Quadratmetern Verkaufsfläche und hat vor allem die Altersgruppe ab 55 Jahren im Fokus.

Das Landgericht Aschaffenburg hat am Montag den Eingang eines Insolvenzantrages der Adler Modemärkte AG bestätigt. Es sei ein Gutachter damit beauftragt worden zu prüfen, ob die Abwicklung der Insolvenz in Eigenverantwortung möglich sei, sagte der zuständige Insolvenzrichter Jürgen Roth der Deutschen Presse-Agentur.

Auslöser seien die erheblichen Umsatzeinbußen durch die seit Mitte Dezember 2020 andauernden Schließungen fast aller Verkaufsfilialen als Folge des Lockdowns. Es sei nicht möglich gewesen, die entstandene Liquiditätslücke über eine Kapitalzufuhr durch staatliche Unterstützungsfonds oder durch Investoren zu schließen.

Der Vorstand bleibe weiterhin verwaltungs- und verfügungsbefugt. Zur Unterstützung habe dieser Rechtsanwalt Christian Gerloff zum Generalbevollmächtigten bestellt. Auch die Adler Mode GmbH, die Adler Orange GmbH & Co. KG und die Adler Orange Verwaltung GmbH - jeweils 100-prozentige Tochtergesellschaften - hätten beschlossen, beim Amtsgericht Aschaffenburg einen Antrag auf Eröffnung von Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung zu stellen.

Die Gruppe erzielte im Jahr 2019 einen Umsatz von 495,4 Millionen Euro. Zum 30. September 2020 habe sie rund 3350 Mitarbeiter beschäftigt. Gegründet wurde das Unternehmen 1948 als Konfektionsbetrieb in Annaberg (Sachsen).

Auch wenn die ausländischen Töchter derzeit nicht von der Insolvenz betroffen sind, ist Österreich stark von der deutschen Mutter abhängig. Der Warenbezug der österreichischen Gesellschaft erfolge annähernd zu 100 Prozent über die deutsche Muttergesellschaft, heißt es im Jahresabschluss 2019 laut "FirmenCompass". 2019 hat Adler in Österreich mit rund 67,3 Millionen Euro weniger umgesetzt als 2018 (rund 68,2 Millionen Euro). "Adler konnte sich damit nicht dem negativen Branchentrend im Textileinzelhandel entziehen und litt - wie die gesamte Branche - unter einem zunehmenden Standortwettbewerb. Vor allem die Abwanderung größerer Umsatzanteile ins Internet hinterließ Spuren. Zudem verliert das Weihnachtsgeschäft an Bedeutung", schreibt das Unternehmen im Lagebericht. Der Österreich-Gewinn hat sich im Jahr 2019 auf 0,6 Millionen Euro mehr als halbiert.

Vielen Unternehmen aus der Modebranche ging es schon vor der Coronakrise nicht gut. Dem Siegeszug des Onlinehandels und dem Erfolg von Fast-Fashion-Anbietern wie Primark oder Zara hatten sie nur wenig entgegenzusetzen. Das Coronavirus traf, als es bereits im Frühjahr 2020 für flächendeckende Ladenschließungen sorgte, bei Herstellern und Händlern sozusagen vorgeschädigte Opfer. Mit Airfield, Colloseum, Dressmann, Haanl und Stefanel gab es zuletzt schon zahlreiche Pleiten im Modehandel. Der deutsche Branchenverband BTE warnte erst vor wenigen Tagen vor einer Pleitewelle im Modehandel.

(APA/dpa)

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