Klimawandel

Experten: Maßnahmen gegen Klimawandel „weniger einschneidend" als Quarantäne oder Home Office

Die Presse
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Vertreter der MedUni Wien, der BOKU, der Diakonie, der VBV-Vorsorgekasse und der Landwirtschaft haben vor der zweiten Behandlung des Klimavolksbegehrens am Mittwoch im Parlament einen Fahrplan zur Klimaneutralität von der Politik gefordert.

Vertreter der Medizinischen Universität Wien, der BOKU, der Diakonie, der VBV-Vorsorgekasse und der Landwirtschaft haben vor der zweiten Behandlung des Klimavolksbegehrens am Mittwoch im Parlament einen dringlichen Appell an die Politik gerichtet. Die Experten unterstrichen, dass die Klimakrise "vor niemandem Halt macht" und forderten einen Fahrplan zur Klimaneutralität.

Die Wissenschaft warnt seit Jahrzehnten vor den Folgen der Klimakrise. "Lösungen liegen auch mit dem Klimavolksbegehrens auf dem Tisch", sagte Helga Kromp-Kolb, Professorin an der BOKU und Vorsitzende des Climate Change Centre Austria. "Das Klimavolksbegehren enthält wesentliche Forderungen. Aus klimawissenschaftlicher Sicht ist die Einhaltung des CO2-Budgets zentral: Es muss ein verbindliches, wissenschaftlich fundiertes CO2-Budget im Klimaschutzgesetz festgeschrieben werden, dessen Einhaltung von einer unabhängigen Einrichtung überprüft wird", meinte Kromp-Kolb. Die gesetzliche Festlegung eines Reduktionspfades und entsprechender Maßnahmen, um diese Emissionsreduktionen zu erreichen, "müssen nun Priorität haben".

Maßnahmen gegen Klimawandel „weniger einschneidend"

"Die Klimakrise ist nicht in Quarantäne oder im Home Office. Angesichts der vergleichsweise deutlich weniger einschneidenden Maßnahmen, die für eine Abflachung der Temperatursteigerung notwendig sind, müssen wir Klimaschutz auch im Post-Corona-Zeitalter einfordern", unterstrich Hans-Peter Hutter, Stv. Leiter der Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin an der Medizinischen Universität Wien. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig proaktives Krisenmanagement und eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft ist. Es brauche daher eine "faktenbasierte Klimapolitik, die vorausschauend die Emissionen reduziert".

Martin Schenk, Mitbegründer der Armutskonferenz und Sozialexperte der Diakonie Österreich, forderte einen sozialen Ausgleich bei einer ökologischen Steuerreform. "Die Klimakrise trifft nicht alle Menschen gleich. Einkommensschwächere Haushalte sind am stärksten betroffen, obwohl sie am wenigsten Emissionen verursachen. Klimaschutz muss alle mitnehmen – gerade jene, die ein geringes Einkommen haben. Klimaschutz wird nur dann erfolgreich sein und Akzeptanz finden, wenn er nicht sozial blind ist", meinte er.

Fahrplan für Neutralität gefordert

Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens, appellierte an die Abgeordneten, dass ein Fahrplan zur Klimaneutralität mit klaren Meilensteinen, Maßnahmen für eine Energie- und Mobilitätswende und wichtigen Bausteinen für eine ökosoziale Steuerreform bereits ausgearbeitet sei. "Es liegt jetzt an den Politikerinnen und Politikern, diese Lösungsvorschläge im Zuge eines Mehrparteienantrags zu unterstützen, damit Österreich ab 2021 nicht mehr zu den Klimaschutz-Schlusslichtern zählt", so Rogenhofer.

(APA)

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