Arnold Schwarzeneggers Twitter-Rede zeigt: Nur kurz hielt Amerika demütig inne, schon sind die großen Gefühle wieder zurück. Was haben sie in der Politik verloren?
So weit sind wir gekommen: Arnold Schwarzenegger muss wieder zum Schwert greifen. Als Schauspieler und Gouverneur hat das Kraftpaket aus der Steiermark zwar längst ausgedient. Aber die Lage ist ernst: Der Sturm aufs Kapitol hat gezeigt, wie zerbrechlich Amerikas Rechtsstaat ist. Also hebt der Veteran in seiner Rede auf Twitter jene wuchtige Waffe vor die Webcam, für deren schwungvollen Gebrauch in „Conan der Barbar“ er einst ein halbes Jahr Kampfunterricht nahm. Je mehr man ein Schwert „mit dem Hammer schlägt und ins Feuer taucht, desto stärker wird es“, und so sei es, verspricht er, auch mit „unserer Demokratie“. Amerika habe „seine Reichskristallnacht“ erlebt, aber die „wundervollen Tränen des Idealismus“, die nun jene vergießen, die das Land lieben, heilten rasch alle Wunden.
Man kann den Vergleich mit dem fatalsten aller Pogrome befremdlich finden. Oder darüber spotten, dass „Conan“ laut Filmlexikon ein „Fantasyspektakel voller Gewalt, Blut und Menschenverachtung“ war. Aber es gibt uns auch zu denken, wie kurz der überseeische Moment der Demut währte. Da mussten die Amerikaner mitansehen, wie ein kostümierter Mob ungehindert ihr politisches Allerheiligstes kapert. Und erkennen, dass es bei ihnen dank vier Jahren Trump zugeht wie in einer Operettendiktatur – aber nach sieben Minuten, in denen Arnie sein Pathos triefen lässt, flattert schon wieder das Sternenbanner, die Streicher jubilieren und Gott möge Amerika segnen.