Geldpolitik

EZB-Direktorin Schnabel: "Die Inflation ist nicht tot"

EZB-Direktorin Isabel Schnabel
EZB-Direktorin Isabel Schnabelimago images / Reiner Zensen
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Auslaufen der Steuersenkung in Deutschland und Energiepreise dürften zum Anstieg der Teuerung beitragen.

In der Eurozone ist nach Einschätzung der Direktorin der Europäischen Zentralbank (EZB), Isabel Schnabel, nach einer ungewöhnlich schwachen Inflation wieder mit einem stärkeren Anstieg der Verbraucherpreise zu rechnen. "Die Inflation ist nicht tot", sagte Schnabel in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung "Der Standard". Der Preisanstieg kann dabei in den kommenden Monaten "durchaus eine gewisse Dynamik entwickeln", sagte die Währungshüterin.

Schnabel begründete ihre Erwartung mit dem Auslaufen der Steuersenkung in Deutschland. Außerdem sollten die Energiepreise zum Anstieg der allgemeinen Teuerung beitragen. "Bei den Energiepreisen dürfte bald ein kräftiger Anstieg relativ zum Vorjahr feststellbar sein, weil die Preise im Frühjahr 2020 so niedrig waren", sagte die EZB-Direktorin.

Ein vergleichsweise starker Preisanstieg könne nicht ausgeschlossen werden. "Stellen Sie sich vor, die Impfung erfolgt schneller, als manche es derzeit befürchten, sodass im Sommer wieder etwas Normalität eintritt", sagte Schnabel. Dann könne es bei Dienstleistungen, wie Reisen oder Restaurantbesuchen, durch die aufgestaute Nachfrage zu einem Preisschub kommen.

Allerdings dürfte ein solcher kräftiger Preisanstieg nur kurzfristig sein. Dies dürfe man nicht mit einem anhaltenden Anstieg der Inflation verwechseln, der voraussichtlich nur sehr langsam eintreten wird, sagte die Notenbankerin.

Die Ursachen für die seit Jahren schwache Inflation erkennt Schnabel vor allem bei strukturellen Veränderungen des Wirtschaftslebens. So habe die Globalisierung das globale Arbeitsangebot erhöht und die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer - und damit den Lohnanstieg - gebremst.

Außerdem habe die Digitalisierung die Preisentwicklung gedämpft. Die Informationstechnologie habe dazu geführt, dass die Transparenz bei Preisen und damit der Wettbewerb gestiegen sei, sagte Schnabel und verwies insbesondere auf den jüngsten Boom beim Onlinehandel. Außerdem könnte nach Einschätzung der Währungshüterin auch die Demografie eine Rolle spielen, "aufgrund der Alterung der westlichen Gesellschaft wurde im Schnitt mehr gespart, zugleich wurde weniger investiert."

Auch wenn die Inflation im Verlauf des Jahres deutlich zulegen dürfte. Ein langfristiger Trend hin zu einer Phase mit starken Preissteigerungen ist nach Einschätzung der Notenbankerin nicht zu erwartet. "Im Moment gibt es keine Anzeichen dafür, dass man sich über eine zu hohe Inflation Sorgen machen muss", versicherte Schnabel.

(APA/dpa)

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