Autoindustrie

Tesla greift Vormacht deutscher Autobauer in China an

Mittelklasse-SUV Model Y von Tesla
Mittelklasse-SUV Model Y von Tesla REUTERS
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Der Elektroautoboom soll in China dank der Förderung durch die Regierung in diesem Jahr richtig Fahrt aufnehmen. Das Mittelklasse-SUV Model Y von Tesla ist günstiger als vergleichbaren Verbrennermodelle von BMW, Audi oder Mercedes.

Der US-Elektroautopionier Tesla attackiert mit niedrigerem Preis für sein neues Model Y die Dominanz der deutschen Premiumhersteller in China. Zu Jahresbeginn brachten die Amerikaner ihr jüngstes Modell, das Mittelklasse-SUV Model Y, auf den weltweit größten Automobilmarkt. Der Preis des E-Autos liegt mit umgerechnet rund 43.000 Euro etwa zehn Prozent unter dem der vergleichbaren Verbrennermodelle Audi Q5, BMW X3 oder Mercedes GLC.

Die Kluft wird noch größer im Vergleich mit dem direkten Elektroautokonkurrenzmodell EQC von Daimler, das etwa 20.000 Euro mehr kostet als das Model Y.

"Der Preis wird den konventionellen Premiummarkt aufmischen und den Glaubenssatz erschüttern, dass ein Elektroauto teurer sein müsste" als eines mit Benzin- oder Dieselmotor, sagte Cui Dongshu, Generalsekretär des chinesischen Automobilverbandes CPCA. Nach Einschätzung von Analysten setzt Tesla damit einen neuen Maßstab.

Auch bei der Menge könnte der an der Börse zum wertvollsten Autoproduzenten der Welt hochgejubelte US-Hersteller in China deshalb rasch aufholen. Tesla plant heuer eine Fertigung von rund einer halben Million Fahrzeugen in China, hieß es in Branchenkreisen. Etwa ein Fünftel davon sei für den Export bestimmt, vier Fünftel für den lokalen Markt. Das wäre ein sprunghafter Anstieg zum vergangenen Jahr, als bei Tesla in China rund 150.000 Autos vom Band rollten. Zum Vergleich: Die Marke mit dem Stern verkaufte 2020 rund 774.000 Fahrzeuge auf ihrem größten Einzelmarkt, BMW einschließlich Mini schlugen 777.000 Wagen los, Audi erzielte mit gut 727.000 Auslieferungen einen Bestwert.

Der Elektroautoboom soll in China dank der Förderung durch die Regierung in diesem Jahr richtig Fahrt aufnehmen. Auch die chinesischen Hersteller Nio und Xpeng bauen dafür Produktionskapazitäten aus. Beim Absatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben - also reinen E-Autos, Plug-in-Hybriden und Brennstoffzellenautos - erwarten Experten einen Anstieg um 30 bis 40 Prozent auf rund 1,8 Millionen Einheiten.

Im vergangenen Jahr dämpfte die Coronakrise den Anstieg, das Zwei-Millionen-Ziel der Regierung wurde mit einem Plus von nur acht Prozent auf 1,3 Millionen Fahrzeuge verfehlt. Die Volksrepublik hat zum Klimaschutz beschlossen, dass bis 2025 20 Prozent der Neuwagen mit alternativem Antrieb fahren sollen, aktuell sind es fünf Prozent. Subventionen dafür wurden bis Ende 2022 verlängert. Auch strengere Zulassungsregeln in Großstädten treiben die Nachfrage nach elektrifizierten Modellen.

Einen Vorgeschmack auf den harten Wettbewerb, den sich Tesla mit den seit Jahren marktführenden deutschen Premiummarken liefert, gaben die November-Absatzzahlen. Das in China gebaute Model 3 war stärker gefragt als der Audi A4, der BMW 3 und die Mercedes C-Klasse. "Wettbewerbsfähige Preise sind der Schlüssel", sagte CPCA-Vertreter Cui.

Volkswagen-Kernmarke deutlich abgerutscht

Das Corona-Krisenjahr 2020 hat bei den Verkäufen von Volkswagen deutliche Spuren hinterlassen. Insgesamt gingen die Auslieferungen der Kernmarke im weltweit größten Autokonzern verglichen mit 2019 um 15,1 Prozent zurück. Dies teilte das Unternehmen am Dienstag in Wolfsburg mit. Weltweit brachte die Marke VW Pkw im abgelaufenen Jahr rund 5,3 Millionen Wagen an die Kunden - ca. eine Million weniger als noch im Vorjahr. Auch die VW-Tochter Audi verkaufte 2020 weniger Autos.

Besonders in der Heimatregion Westeuropa schnitt VW spürbar schlechter ab, hier betrug das Minus 23,4 Prozent. China, wo sich die Pandemie-Lage zwischenzeitlich wieder stabilisiert hatte, stand mit einen Minus von 9,9 Prozent in der Jahres-Absatzstatistik.

Wie bei anderen Autoherstellern hellte der positive Trend bei den Verkäufen von Elektro- und Hybridautos das Bild jedoch etwas auf. So meldete der VW-Konzern für seine Hauptmarke 2020 eine Steigerung der Auslieferungen rein batteriebetriebener Modelle auf fast das doppelte Niveau des Vorjahres. Bei E-Autos insgesamt - also auch solchen mit Plug-in-Hybridabtrieben - lag das Plus bei 158 Prozent.

Volkswagen hat zudem im vergangenen Jahr rund ein Viertel weniger leichte Nutzfahrzeuge verkauft. Die Auslieferungen gingen um 24,4 Prozent auf rund 371.700 Fahrzeuge zurück. In der mit Abstand wichtigsten Region Westeuropa lag das Minus bei gut einem Fünftel. Unter den Modellen schnitt der Crafter mit einem Rückgang von 13 Prozent noch am besten ab. Die wichtigste Baureihe mit den T-Transportern lag knapp ein Viertel unter Vorjahr.

Die VW-Tochter Audi hat unterdessen im vergangenen Jahr die Belastungen durch die Coronakrise beim Verkauf auch durch einen Rekord im Schlussquartal nicht mehr wettmachen können. Im Gesamtjahr lieferten die Ingolstädter weltweit gut 1,69 Mio. Autos aus und damit 8,3 Prozent weniger als im Vorjahr, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Dabei konnte die Premiumtochter von Volkswagen in ihrem wichtigsten Einzelmarkt China um rund 5 Prozent zulegen. Die Rückgänge in Europa und den USA überwogen aber.

Ein Lichtblick ist für das Unternehmen die Entwicklung im vierten Quartal - erstmals überhaupt habe Audi hier in einem Dreimonatszeitraum mehr als eine halbe Million Autos ausgeliefert. Mit den Verkaufszahlen bleibt Audi 2020 hinter Mercedes-Benz (2,16 Mio Pkw) und der Marke BMW (2,03 Mio.) die Nummer drei der deutschen Anbieter von teureren Premiumautos.

(APA/Reuters)

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