Immobilien

Büro- und Einzelhandelsimmos auf Sparflamme

EHL: Am heimischen Büro- und Einzelhandels-Immobilienmarkt lautet die Devise wegen der Coronakrise derzeit "Abwarten" - das gilt sowohl für Mieter als auch für Investoren.

Voriges Jahr sind die Büro-Neuvermietungen in Wien nur wegen zweier Großanmietungen der Öffentlichen Hand nicht wesentlich zurückgegangen, und im Einzelhandel haben nationale und internationale Retailer ihre Expansionspläne auf Eis gelegt, hieß es am Dienstag seitens des Immobilien-Beraters EHL.

Der heimische Einzelhandel sehe sich derzeit den größten Herausforderungen seit Jahrzehnten gegenüber, sagte Retail-Experte Mario Schwaiger. Insbesondere der Mode- und Schuhhandel sei stark betroffen. Zu leiden hätten vor allem Standorte, die vom eingebrochenen Städtetourismus betroffen seien - an sich Bestlagen. In Wien sei etwa die Mariahilfer Straße weniger tangiert als die Kärntner Straße.

2021 werde im Handel dennoch "kein Jahr des Sterbens", so der EHL-Experte. Es gehe vielmehr um neue Konzepte, die derzeit nur vereinzelt auf den Markt dringen würden. Die Einzelhandelsstruktur werde sich nachhaltig ändern und der Flächenrückgang fortsetzen. B-und C-Lagen stünden vor großen Herausforderungen, dort würden die Leerstände zunehmen. Die erwartete Schließung hunderter Retail-Standorte werde natürlich "sehr gravierend einschlagen in den nächsten Monaten". Das sei "eine Übergangszeit, bis 2022 neue Konzepte greifen". Derzeit seien solche Pläne aber noch im Covid-Thema gefangen. Entscheidend werde das nächste Halbjahr sein, sobald es mehr Planungssicherheit gebe.

Der Branchenmix werde sich auch in den Innenstädten mit hohem Fashion-Anteil wandeln. So manchen würden "ihre Konzepte umstellen müssen, um nicht unter die Räder zu kommen". Gefragt seien verstärkt Flächen für Lebensmittel/Gastro/Dienstleistungen und Logistik. EHL registriere eine "stark steigende Nachfrage nach innerstädtischen Logistikflächen". So seien verstärkt Basis-Standorte für Lieferservices gesucht.

Am Wiener Büromarkt ist die Gesamtvermietungsleistung 2020 trotz Covid-Pandemie nur um fünf Prozent auf 210.000 m2 gesunken - doch entfielen 30 Prozent des Volumens auf zwei Großvermietungen an die Öffentliche Hand im Umfang von 65.000 m2 (beide im Quartier Lassalle). Ja, das sei ein "Lucky Punch" - ein Glückstreffer - gewesen, räumte Gewerbeimmo-Spezialist Stefan Wernhart ein.

Trotz des zweiten Lockdown sei die Büroflächen-Nachfrage im vierten Quartal leicht gestiegen - das liege möglicherweise an einer Gewöhnung an die Coronakrise oder an Überlegungen für die Zeit danach. Von den für 2021 erwarteten Fertigstellungen werde nur ein Viertel auf den Markt kommen, weil der Großteil bereits vorvermietet sei. Übrigens entfielen von den Büro-Fertigstellungen zuletzt mehr als 40 Prozent auf Sanierungen, zu denen sich der Schwerpunkt zunehmend verlagert. An guten Standorten, an denen es an neuen Flächen mangle, werde der Trend zu Generalsanierungen im Bestand anhalten (Hauptbahnhof-Nähe, Lassalle, Innenstadt, Wienerberg).

100 Prozent Home-Office sieht Wernhart für die Zeit nach der Corona-Pandemie nicht, weil dadurch in den Belegschaften der Teamgeist verloren gehen und es auch an einer Interaktion der Mitarbeiter mangeln würde. "Es ist definitiv kein Zukunftskonzept, zu 100 Prozent von zu Hause aus zu arbeiten", so der EHL-Experte: "Die hybriden Büromodelle werden uns bleiben."

(APA)

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