Leitartikel

Der Lockdown wirkt nicht, weil es keinen Lockdown gibt

Skigebiet
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Ob die Corona-Einschränkungen enden, muss von fix festgelegten Kriterien abhängen und kann sich nicht ständig ändern. So verliert man jeden Rückhalt.

Man solle doch bitte nicht geöffnete Skilifte gegen geschlossene Schulen ausspielen, hört man da seit Wochen. Natürlich nicht, man soll überhaupt niemanden gegen jemand anderen ausspielen. Auch nicht Wirte gegen Theaterbetreiber, Museen gegen Hoteliers oder Pensionisten gegen Schüler. Keinem Oberwarter, gefangen im ebenen Lockdown, ist damit geholfen, wenn die stillgelegten Gondeln im Bregenzerwald im Winterwind schaukeln. Dass sich Leid halbieren lässt, indem man es großflächig verteilt, stimmt überhaupt nur selten. In der Pandemie jedenfalls bestimmt nicht.

Trotzdem reiben sich gerade viele verwundert die Augen, weil der Lockdown diesmal einfach nicht so wirken will, wie er das im vergangenen Frühling und auch rund um die Adventzeit noch getan hat. Womit auch alle prognostizierten Öffnungsszenarien wieder heftig wackeln. Und dazu könnte man eine gar nicht so steile These aufstellen: Eh klar, weil es ja überhaupt keinen Lockdown gibt. Höchstens einen lockeren mit viel Augenzwinkern und vielen Hintertüren. Für jene, die etwas zu lachen haben, jedenfalls.

Wer im April 2020 die Nase aus dem Fenster streckte, sah ausgestorbene Straßen wie sonst nur kurz vor Noon im Italowestern. Das war und ist in den vergangenen Wochen definitiv anders. Ständig begegnet man Menschen, die nur rasch eine Kleinigkeit besorgen wollten, die eh schon problematische Weihnachtsausnahmen am 21. begannen und bis 28. Dezember ausdehnten, die doch eine Möglichkeit gefunden haben, das neue Jahr in der Gruppe zu begrüßen und sich nach dem eisigen Skitag 300 Kilometer von zu Hause entfernt nicht nur am Feuer zu wärmen. Hier gilt freilich: Wer ohne Ausnahme war, der werfe den ersten Stein.

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