Ökologie

Regenwald-Report: Fünffache Fläche Österreichs wurde vernichtet

Der Amazonas.
Der Amazonas.(c) APA/AFP/RAUL ARBOLEDA (RAUL ARBOLEDA)
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Laut WWF wurden zwischen 2004 und 2017 ganze 43 Millionen Hektar vernichtet. Inzwischen hat Frankreichs Präsident Macron seinen Appell erneuert, wie Europa der Abholzung des Amazons entgegenwirken kann.

Allein in 24 von Entwaldung besonders stark betroffenen Gebieten ist seit 2004 bis 2017 eine Fläche von mehr als 43 Millionen Hektar - tropischen Regenwalds zerstört worden - das entspricht der fünffachen Fläche von Österreich. Dies geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten WWF-Report zu globalen "Entwaldungsfronten" hervor. Ein Großteil davon geht auf das Konto der industriellen Landwirtschaft, die immer neue Weide- und Ackerflächen erschließt.

Dazu kommt der Flächenfraß für neue Infrastruktur- und Bergbauprojekte. Der WWF fordert deshalb eine ökologische Wald- und Ernährungswende, die an den Wurzeln der Probleme ansetzt. "Regenwälder sind eine Gesundheitsvorsorge für Mensch und Natur. Sie speichern Kohlenstoff, bieten wichtigen Lebensraum und sind ein Bollwerk gegen Pandemien. Daher müssen wir die Entwaldung stoppen, sonst stoppt das Leben, wie wir es kennen", sagte Georg Scattolin, Leiter des internationalen Programms beim WWF Österreich.

Die Naturschutzorganisation pocht auf mehr Unterstützung für die Länder des globalen Südens sowie ein EU-Lieferkettengesetz, das starke Sozial- und Umweltstandards in den Handelsbeziehungen verankert. "Europa trägt eine Mitverantwortung, wenn immer mehr Regenwald für Futtermittelsoja, Kakao und Rindfleisch vernichtet wird. Rund ein Sechstel aller in der EU gehandelten Lebensmittel tragen zur Entwaldung in den Tropen bei", erklärte Scattolin.

Satellitendaten

Der WWF-Bericht basiert auf Satellitendaten aus dem Zeitraum von 2004 bis 2017 und identifiziert 24 tropische und subtropische Hotspots, in denen die Entwaldung extrem voranschreitet. Den größten Verlust verzeichnet der Amazonas (Brasilien, Kolumbien, Peru, Bolivien, Venezuela und Guyana) mit 18,3 Millionen Hektar zerstörtem Wald. Dahinter liegen die Wälder auf Borneo (Indonesien / Malaysia: 5,8 Millionen Hektar zerstörter Regenwald) und der Gran Chaco (Paraguay und Argentinien: 5,2 Millionen Hektar).

Laut dem WWF-Report wird die Waldzerstörung in den untersuchten Gebieten noch weiter zunehmen, wenn keine rasche Trendwende gelingt. Das würde nicht nur die Klimakrise weiter anheizen, sondern auch die menschliche Gesundheit gefährden. "Wir müssen die Regenwälder besser schützen, sonst ist Covid-19 nur ein Vorgeschmack auf künftige Krisen. Denn durch den Raubbau an der Natur entstehen auch immer mehr gefährliche Schnittstellen, an denen Viren von Tieren auf Menschen überspringen können", warnte WWF-Experte Georg Scattolin. Er fordert daher, dass beim UN-Biodiversitätsgipfel im Mai 2021 ein umfassender Naturschutzpakt auf den Weg gebracht wird.

Macrons Appell

Unterdessen hat sich Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erneut für einen stärkeren Anbau von Soja in Europa ausgesprochen. "Eine weitere Abhängigkeit von brasilianischem Soja würde die Abholzung des Amazonas unterstützen", schrieb er nach einem Besuch bei Bio-Landwirten in der Gemeinde Tilly am Dienstagabend auf Twitter. "Wir sind konsequent in unseren ökologischen Ambitionen, wir kämpfen dafür, Soja in Europa zu produzieren."

Bereits zuvor hatte Macron eine "Proteinsouveränität" Europas gefordert. Europa importiert massenhaft Soja aus Lateinamerika - vor allem aus Brasilien. Der Soja-Anbau und -Import, etwa für Tierfutter oder auch Bio-Kraftstoff, wird immer wieder heftig kritisiert, weil dafür zum Beispiel in Brasilien im Amazonas-Gebiet Wälder gerodet werden. Massive Abholzung und Brandrodung vor allem in Brasilien hatten zuletzt immer wieder international für Empörung gesorgt.

Greenpeace-Aktivisten hatten im September vor dem Pariser Élyséepalast gegen Macrons Amazonas-Politik demonstriert. Frankreich importiere weiterhin Sojabohnen aus Brasilien, was zur Zerstörung des Regenwaldes beitrage, hatte die Organisation damals moniert. Frankreich gehört in Europa mit zu den größten Soja-Produzenten. Der Anbau von Soja in Deutschland wird erst seit 2016 gesondert statistisch erfasst - seitdem hat die Fläche sich mehr als verdoppelt, ist aber etwa im Vergleich zu wichtigen Getreidesorten verhältnismäßig klein.

(Apa/red.)

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