Coronavirus

Sorge vor Mutation: FFP2-Maskenpflicht für Anschober denkbar

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++ THEMENBILD ++ CORONA : FFP2-MASKEAPA/BARBARA GINDL
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In Bayern wird ab nächsten Montag das Tragen einer FFP2-Maske in Supermärkten und Öffis Pflicht. Auch in Österreich wird darüber beraten, sagt der Gesundheitsminister.

Nachdem die britische Virus-Mutation nun auch in Österreich schon mehrmals aufgetreten ist bzw. ein Verdacht auf neue Fälle besteht, wächst die Sorge, dass trotz des Impfstarts die Infektionszahlen nicht eingedämmt werden können und die harten Maßnahmen weitergeführt werden müssen.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist jedenfalls alarmiert: „Die Mutation bewegt sich derzeit in einem extrem starken Tempo durch Europa, die Ausbreitung ist wirklich enorm“, sagte er dazu im Ö1-Morgenjournal. Deswegen wolle er sich die Situation in Österreich und eine mögliche Ausbreitung der Mutation präzise ansehen, bevor man über eine Öffnung wie bisher geplant am 24. Jänner oder eine Verlängerung des Lockdowns entscheide. Allerdings: „Es wäre fahrlässig, aus meiner Sicht, jetzt zur Tagesordnung überzugehen“, so Anschober.

FFP2-Pflicht denkbar

Es gehe darum, zu verhindern, dass sich die Virus-Mutation in ganz Österreich ausbreite. Anschober nennt dazu drei Schritte: Erstens müsse man ganz „präzise kontrollieren, ob und wo die Mutation tatsächlich auftritt.“ Ebenfalls gehe es darum, die Einreisebestimmungen an die neue Situation anzupassen. So besteht beispielsweise bereits ein Landeverbot für Flugzeuge aus Großbritannien und Südafrika. Drittens würden alle bisherigen Schutzmaßnahmen natürlich auch für die neue Virusvariante gelten.

Das deutsche Bundesland Bayern führt aufgrund der neuen Mutation ab nächsten Montag eine Pflicht für FFP2-Schutzmasken im öffentlichen Nahverkehr sowie in Supermärkten ein. Eine solche Pflicht wäre auch für Österreich „eine Denkvariante“, sagt Anschober. „Die Frage ist wo, welche Kapazitäten gibt es.“ Dies werde gerade besprochen und verhandelt, es gebe auch einen Austausch mit internationalen Gesundheitsbehörden.

FFP2-Masken sind auch in der neuen Teststrategie der Bundesregierung vorgesehen, denn bei den wöchentlichen Tests gewisser Berufsgruppen (u.a. Lehrer und Lagerarbeiter) soll die Auflage für Testverweigerer das Tragen der höherwertigen FFP2-Maske sein. Seit 24. Dezember ist die Maske bereits Pflicht beim Besuch von Skigebieten im Bereich geschlossener Gondeln und den dazugehörigen überdachten Anstehzonen.

Hoher Preis als Hindernis?

Bevor eine FFP2-Maskenpflicht ins Rennen gebracht wird, müsste aber  auch die Zugänglichkeit zur Maskenvariante geklärt werden. So sind FFP2-Masken zwar bereits im Handel, etwa in Drogerien und Apotheken, erhältlich. Der Preis dürfte aber dennoch für manche eine Rolle spielen. Er beläuft sich in einer Apotheke etwa auf sechs Euro pro Maske.

Die Regierung hatte im Dezember angekündigt, dass Senioren über 65 Jahren jeweils zehn kostenlose FFP2-Masken zugeschickt bekommen sollen. Der Präsident des überparteilichen Seniorenrates, Peter Kostelka, bemängelte am Sonntag, dass bei vielen Senioren diese noch nicht angekommen seien. Tatsächlich dürften sich die Sendungen weiterhin verzögern. Laut Gesundheitsministerium haben seit Beginn der Woche 685.000 Seniorinnen und Senioren in Österreich zehn kostenlose Masken bekommen. Das sind 40 Prozent aller Menschen über 65. Bis zum 26. Jänner soll die Aktion abgeschlossen sei, hieß es dazu aus dem Ministerium. 

Debatte um Schutzwirkung

Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres sprach sich am Mittwoch für eine Ausweitung aus, denn "FFP2-Masken schützen einfach besser", ein 100-prozentiger Schutz sei zwar nicht gegeben, aber die Qualität sei einfach besser als etwa bei selbstproduzierten Stoffmasken. Die korrekte Handhabe könne der Bevölkerung beispielsweise per Video näher gebracht werden. Im Gegensatz zum Beginn der Pandemie im Vorjahr sei auch die Versorgung ausreichend, mit der FFP2-Masken von Palmers und Lenzing sogar auch ein Produkt aus heimischer Produktion erhältlich.

Doch nicht alle Experten sind sich darüber einig, ob der Umstieg auf FFP2-Masken einen besseren Schutz bedeuten, wie orf.at berichtet: „Ich glaube nicht, dass das einen großen Unterschied macht“, sagt etwa Johannes Knobloch, Leiter des Bereichs Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. „Im schlimmsten Fall kann sich die Lage sogar verschlechtern, weil sich die Leute geschützter fühlen und weniger vorsichtig sind.“ Die FFP2-Masken seien eher nicht für Laien gedacht, es bedürfe einer großen Expertise, meint der Mediziner.

Wenig bekannt sei etwa auch, dass die Maskenart für Bartträger ungeeignet sei, weil sich diese die Maske nicht dicht aufsetzen könnten, so Knobloch. Schon beginnender Bartwuchs könne ein Problem darstellen, weil sich ein Abstand zwischen Haut und Maske bilde.

Dass die Masken eng anliegen müssen, um gut zu schützen, bestätigt auch der Virologe Alexander Kekule. Er hält die FFP2-Maskenpflicht dennoch für sinnvoll: „Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.“ Gerade in Bereichen, wo sich viele Menschen auf engem Raum drängen, senke eine FFP2-Maske das Risiko einer Infektion deutlich.

Allerdings müsse beachtet werden, dass die Maske sofort gewechselt werden müsse, sobald sie „nur ein bisschen feucht“ ist. Das sei noch wichtiger als bei einem gewöhnlichen Mund-Nasen-Schutz.

(red.)

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