David Schalko: "Öffentlich-rechtliche Sender werden immer biederer"

Schalko hat vieles für den ORF produziert: Filme, Serien, Late-Night-Formate.
Schalko hat vieles für den ORF produziert: Filme, Serien, Late-Night-Formate.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Autor und Regisseur sieht Handlungsbedarf beim ORF. Er brauche „einen Schub, um im 21. Jahrhundert mitspielen zu können, und zwar einen gewaltigen".

David Schalko ist sehr produktiv. Seine Sky-Mini-Serie "Ich und die Anderen" wird gerade fertig gestellt, eine Verfilmung der Ibiza-Affäre ist in Vorbereitung. Am Donnerstag erscheint sein fünfter Roman "Bad Regina". In einem APA-Interview ist der Autor und Regisseur beim Thema ORF sehr deutlich: Der Sender bräuchte "einen gewaltigen Schub, um im 21. Jahrhundert mitspielen zu können", ORF 1 "eine ganz starke Veränderung".

Schalko prozuzierte für den ORF Formate wie "Sendung ohne Namen" oder "Willkommen Österreich" und hatte mit Filmen wie "Aufschneider" mit Josef Hader und Serien wie "Braunschlag" oder "Altes Geld" Erfolg. Aktuell sieht er bei den Fernsehportalen durch die große Konkurrenz Angst und Bedürfnis, auf der sicheren Seite sein zu wollen. "Die öffentlich-rechtlichen Sender werden immer konservativer, braver und biederer", sagt er. Kunst als Risiko oder Experiment dagegen habe es heute viel schwerer als noch vor ein paar Jahren.

Handlungsbedarf beim ORF: Am Inhalt ansetzen

Und: "Dass der Sender einen Schub bräuchte, um im 21. Jahrhundert mitspielen zu können, und zwar einen gewaltigen", sei offensichtlich. "Auf manchen Ebenen ist der ORF in einem handlungsbedürftigen Zustand. Das kann man zum Beispiel an den Marktanteilen von ORF 1 ablesen, die sich in einer stetigen Talfahrt befinden. Da hat leider kaum eines der neuen Formate funktioniert. Da braucht es eine ganz starke Veränderung. Das ist der Kanal, mit dem man die Jungen kriegen kann. Ich kann mich an die Zeiten erinnern, zu denen wir die 'Donnerstag Nacht' gemacht haben: Da hatten wir hervorragende Marktanteile in einer Zielgruppe, die heute Netflix schaut."

Ein Schub müsse "natürlich am Inhalt ansetzen“, so Schalko: "Am Inhalt, in der Unabhängigkeit, in der Qualität, in der Digitalisierung, am Angebot der Mediathek. Die Mediathek kann ein Kern der Lösung sein. Das ist die Zukunft des Fernsehens. Neben dem Broadcasten, wo die Live-Berichterstattung tatsächlich wichtig ist, ist die Mediathek das Instrument, um gegen die Portale antreten zu können."

Wenig optimistisch ist der Autor bei der Wahl der ORF-Generaldirektion bzw. des neuen ORF-Gesetzes, die beide in diesem Jahr anstehen: "Die Generaldirektion ist ja in erster Linie eine politische Entscheidung, die nicht zwangsweise etwas mit Kompetenz oder dem, was dem Sender guttun würde, zu tun hat, sondern ausschließlich mit dem, was der ÖVP guttut. Ich glaube nicht, dass sich da jetzt plötzlich die Dinge geändert hätten."

Verfilmung der Ibiza-Affäre

Was tut sich bei Schalko abseits seines neuen Buches "Bad Regina“ (eine „Presse"-Kritik folgt in Kürze) und der Sky-Mini-Serie "Ich und die Anderen"? Er führt mit mehreren Theatern Gespräche über Stücke, die er für die nächsten Saisonen schreiben könnte - es gebe aber derweil nichts Konkretes. Die gemeinsam mit Jan Böhmermann initiierten Verfilmung der Ibiza-Affäre sei noch ganz am Anfang. Es gebe einen Buchauftrag von einem deutschen Sender, und dieses Buch sei im Entstehen. Böhmermann leite eine Autorengruppe, in der etwa auch Florian Scheuba dabei sei, Sebastian Huber von der "Tagespresse", oder die Autorin Hanna Herbst. "Es ist ein kompliziertes Thema, und wir drehen das dann, wenn die Bücher gut sind." Und: "Wir lassen uns Zeit mit dem Projekt."

Und was sagt Schalko zur Pandemie, die in keinem Gespräch fehlt? Er habe das Gefühl, dass der Hauptvirus eigentlich der ist, dass wir uns nur noch mit diesem Virus beschäftigen: "Das wird uns sicher noch einholen."

David Schalko

Geboren 1973 in Waidhofen an der Thaya und aufgewachsen in Wien, ist David Schalko einer der profiliertesten Fernsehmacher des Landes. Er entwickelte für den ORF Formate wie "Sendung ohne Namen" und hatte mit Filmen (etwa: "Aufschneider") und Serien (etwa: "Braunschlag") große Erfolge. 2019 hatte seine Mini-Serie "M - Eine Stadt sucht einen Mörder" bei der Berlinale Premiere. Gemeinsam mit John Lueftner führt er die Produktionsfirma Superfilm. "Bad Regina" ist nach "Frühstück in Helsinki", "Weiße Nacht", "Knoi" und "Schwere Knochen" sein fünfter Roman.

(APA/red.)

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