Mythos 12: Wien ist die morbideste Stadt der Welt

Mythos Tod

Tod. Dem Wiener wird eine Vorliebe für die „schöne Leich“ nachgesagt. Betrachtet man nur die Zahlen, scheint er dafür nicht mehr auszugeben als anderswo. Durchschnittlich, so kommuniziert es der De-Facto-Monopolist Bestattung Wien, kommt eine Bestattung auf 4000 bis 4500 Euro – inklusive der Kosten für Grabanlage, Grabstein, Sarg und aller weiteren Leistungen, wobei die Grenze nach oben offen ist. In Deutschland kommuniziert der Bundesverband Deutscher Bestatter Gesamtkosten zwischen 5000 und 7000 Euro. Doch viele Kostenfaktoren hängen davon ab, was man will. Das beginnt bei der Lage des Grabes – in Wien reicht das Spektrum von 6,50 bis zu 70Euro Grabmiete pro Jahr, in München von 35 bis 69 Euro. Doch geht man weg vom Durchschnitt, zeigen sich Indizien, dass dem Wiener die schöne Leich mehr wert sein muss. Schließlich ist das in Deutschland verbreitete Phänomen der Billigbestatter (15 Prozent Marktanteil) in Wien kein Thema. Auch aus Kostengründen durchgeführte Anonymbestattungen gibt es hier nicht. Und auch, wenn der Anteil an Feuerbestattungen in Wien leicht steigt, liegt er bei nur 20 Prozent – in Deutschland sind es 46. Dass Wien den flächenmäßig zweitgrößten und an der Zahl der Bestatteten (drei Mio.) größten Friedhof Europas hat, sei nur nebenbei erwähnt. Und noch etwas: Die Europäische Vereinigung für Bestattungsdienste hat ihren Sitz in Wien. eko

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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