Mythos 9: Wien ist die am besten verwaltete Stadt der Welt

Mythos Bürgerservice

Bürgerservice. Wien beschäftigt ein Heer von Beamten. Was der unter Steuern und Abgaben stöhnende Bürger davon hat? Für ihn arbeitet die am besten verwaltete Stadt der Welt. Seit Jahren trägt das Rathaus (= Wiener SPÖ) diesen Mythos wie eine Monstranz vor sich her. Die Wahrheit hat zwei Gesichter. Etwa, wenn man versucht, Qualität und Effizienz der Stadtverwaltung exemplarisch daran zu messen, wie leicht (oder schwer) es ist, ein Unternehmen zu gründen.

Wenig Schmeichelhaftes entlarvt die Studie „Doing Business“ der Weltbank. In der Kategorie „Unternehmensgründung“ rangiert Österreichs Hauptstadt im Ranking auf Augenhöhe mit San Salvador (El Salvador) und Windhoek (Namibia). 28 Tage brauchten die Testpersonen, um eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu gründen. In New York war das binnen sechs Tagen möglich, in Paris dauerte es genau eine Woche. Und auch in den näher liegenden Städten Berlin (18), Bratislava (16) und Prag (15) ging es deutlich schneller.


Gründerservice als Turbo. Was in der Studie der Weltbank nicht steht: Bei einfachen Gesellschaftsformen wie etwa Einzelunternehmen geht es deutlich schneller. Etwa über das Gründerservice der Wirtschaftskammer. „Das dauert dann 15 Minuten, und schon ist man Unternehmer“, sagt Dietmar Gombotz, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Wien. Das Gründerservice unterhält einen schnellen, weil digitalen Draht zu allen zuständigen Behörden.

Trotzdem ist auch in diesem Fall nicht alles rosig. Die Genehmigung von Betriebsstätten dauert in Wien nämlich überdurchschnittlich lange. „Das ist zwar gut für die Anrainer“, sagt Gombotz, „aber anstrengend für Unternehmer.“ Das sagt auch die Weltbank. Laut Untersuchung braucht Wien für eine derartige Genehmigung im Schnitt 122 Tage. Die New Yorker Behörde schafft das innerhalb von acht, jene in Berlin innerhalb von 85 Tagen. awe

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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