Mythos 8: Bezirksvorsteher verdienen mehr als Wladimir Putin

Mythos Politikergehälter

Politikergehälter. Es ist ein schräger Vergleich, der aber (nach offiziellen Angaben) zutrifft: City-Chefin Ursula Stenzel verdient als Wiener Bezirksvorsteherin mehr als Russlands Premier Wladimir Putin. Das gilt auch für den grünen Bezirkschef Thomas Blimlinger ebenso wie die restlichen SPÖ- und ÖVP-Bezirkschefs, deren Namen kaum jemand in Österreich kennt. Denn Putin bekommt als Premier jährlich rund 100.000 Euro brutto und muss seinen Job damit um 30.000 Euro billiger erledigen als ein Wiener Bezirkschef. Auch Michael Häupl schneidet nicht schlecht ab: 230.000 Euro brutto sind ein Gehalt, das deutlich über jenem seines Berliner Amtskollegen Klaus Wowereit (147.000 Euro) liegt. Damit spielt Häupl in einer Liga mit dem britischen Premier David Cameron, der jährlich brutto nur knapp 15.000 Euro weniger verdient als Häupl.

Unfair? Nur: Wiener Politiker wegen ihren Gagen zu kritisieren, ist nicht ganz fair. Denn die Politikerbezüge sind in einem Bundesgesetz geregelt – womit der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll ebenso 230.000 Euro brutto verdient wie der burgenländische Landeschef Hans Niessl. Er vertritt allerdings 284.000 Einwohner, während der britische Premier für 61,5 Millionen Einwohner zuständig ist. Politiker argumentieren gerne, dass ein ähnlicher Job in der Wirtschaft besser bezahlt wäre. Nur womit bitte ist ein Bezirksvorsteher oder Stadtrat in der Wirtschaft zu vergleichen? stu

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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