Mythos 7: In Wien gibt es keine Ghettos

Mythos Wohnen

Wohnen. Brennende Autos in Pariser Vororten, arabische Jugendgangs in Berlin-Neukölln. In vielen europäischen Hauptstädten gibt es „Ghettos“: isolierte Stadtteile, verkommene soziale Wohnbauten, mehrheitlich bewohnt von Zuwanderern. Und in Wien? Gibt es keine, heißt es im Rathaus. Prinzipiell stimmt das auch. Seit den 20er-Jahren wurden die Gemeindewohnungen (heute 26Prozent der Wohnungen) auf alle Bezirke verteilt und sind nicht, wie in Amsterdam, am Stadtrand konzentriert, so Josef Kohlbacher vom Institut für Stadt- und Regionalforschung (Akademie der Wissenschaften). Weil die Gemeindebauten in Wien erst seit 2006 Ausländern offenstehen, kann dort auch nicht von „Ausländerghettos“ gesprochen werden. Die ethnische Durchmischung sei in diesen Bauten insgesamt doch recht ausgewogen, meint Kohlbacher.

Allerdings: „Jedem, der durch Favoriten spaziert, wird auffallen, dass die Anteile der Zuwanderer höher sind als im 13. Bezirk.“ Türkische Märkte und Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien bestimmen punktuell das Bezirksbild, es gibt also eine Konzentration. So sind von den 173.000 Einwohnern Favoritens 9% Staatsbürger Ex-Jugoslawischer Staaten, 4% sind Türken. Der Ausländeranteil beträgt 23%. Zum Vergleich: Von 305.000 Einwohnern in Neukölln, einem, wie es heißt „problemorientierten Kiez“, sind 21% Nichtdeutsche – davon 12% türkische Staatsbürger und 4% aus Ex-Jugoslawien. duö

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.09.2010)

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