Gender

Frauen weiterhin die Ausnahme in Österreichs Chefetagen

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Von 190 Vorständen sind aktuell 15 Frauen – im August waren 14 von 188 Gremiumsmitgliedern weiblich. Immerhin steigt der Frauenanteil in Aufsichtsräten  weiter – in 48 der 55 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau.

Die Anzahl weiblicher Vorstandsmitglieder in Österreichs börsennotierten Unternehmen (Stichtag 1. Jänner 2021) ist im Vergleich zur Jahresmitte 2020 (Stichtag 1. August 2020) um eine Frau gestiegen. Somit stehen in den im Wiener Börse Index (WBI) notierten heimischen Unternehmen immer noch 15 weibliche Vorstandsmitglieder 175 männlichen gegenüber.

Bereits mehr als jedes vierte Aufsichtsratsmitglied der österreichischen WBI-Unternehmen ist aktuell eine Frau: Somit ist in den Aufsichtsräten insgesamt die Anzahl der Frauen von 27,4 auf 27,8 Prozent gestiegen und hat einen neuen Höchststand erreicht. Gegenüber August 2020 ist die Zahl der weiblichen Aufsichtsräte zwar konstant geblieben, allerdings ist die Anzahl der Aufsichtsräte um neun gesunken. In den Aufsichtsgremien sind damit 145 Frauen (27,8 Prozent) und 376 Männer (72,2 Prozent) vertreten.

Das sind einige der Ergebnisse des Mixed Leadership Barometers der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Dafür werden regelmäßig die Strukturen von Vorständen und Aufsichtsräten der im Wiener Börse Index gelisteten österreichischen Unternehmen analysiert.

„Unternehmen scheuen Veränderungsprozess"

Der schleppende Anstieg über die letzten Jahre ist aus Sicht von Helen Pelzmann, Partnerin (EY Law) und Verantwortliche für die Initiative „Women. Fast Forward“ bei EY Österreich, auf folgendes zurückzuführen: „Obwohl Unternehmen immer mehr den Wert und die Notwendigkeit von vielfältig zusammengestellten Teams erkennen und auch wissen, dass sie im ‚War for Talents‘ nicht auf Frauen verzichten können, scheuen sie diesen Veränderungsprozess noch in den obersten Leitungsfunktionen.“

Die Gründe für den Erfolg von geschlechtergemischten Teams würden hauptsächlich in den oftmals unterschiedlichen Herangehensweisen liegen. Die verschiedenen Perspektiven und Arbeitsweisen von Mann und Frau führten oftmals zu einem effektiveren und effizienteren Prozess und damit zu mehr Erfolg als bei homogenen Teams.

Die meisten Frauen sind momentan in den Chefetagen in der Konsumgüterbranche anzutreffen, wo ihr Anteil bei 22,2 Prozent liegt. An zweiter Stelle folgt die IT-Branche (20 Prozent) und an dritter Stelle die Finanzbranche (7,4 Prozent). Keine einzige Vorständin gibt es in fünf Branchen: Automobil, Immobilien, Rohstoffe, Telekommunikation und Transport.

Deutsche Quote bliebe unerreicht

Mit Ende des Jahres 2020 wurde in Deutschland ein Gesetzesvorschlag für eine verbindliche Frauenquote in Vorständen von börsennotierten Unternehmen in Deutschland verabschiedet. Demnach muss in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit vier oder mehr Mitgliedern spätestens ab einer Neubesetzung ein Mitglied eine Frau sein. Würde man die deutsche Regelung auf Österreich übertragen, dann würde aktuell nur fünf der 21 davon betroffenen im WBI notierten Unternehmen mit vier oder mehr Vorstandsmitgliedern – also weniger als jedes vierte Unternehmen – diese Quotenvorgabe erfüllen. Würde die deutsche Regelung also auch in Österreich umgesetzt werden, dann würden bei Neubestellungen 16 Frauen zusätzlich in Vorstände einziehen.

Gut jedes vierte Aufsichtsratsmitglied ist weiblich

Der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder ist hingegen weiter gestiegen: Seit dem mit 1. Jänner 2018 die gesetzliche Genderquote von 30 Prozent in Kraft getreten ist, erhöhte sich der Frauenanteil in den Kontrollgremien der österreichischen WBI-notierten Unternehmen deutlich und kontinuierlich von 19 auf 27,8 Prozent – das bedeutet einen neuen Höchststand. Gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt ist die Zahl der Frauen in den Aufsichtsräten der österreichischen WBI-Unternehmen leicht von 26,4 auf 27,8 Prozent gestiegen. Von den derzeit 521 Aufsichtsratsmitgliedern der im WBI notierten österreichischen Unternehmen sind 145 Frauen. Gegenüber August 2020 ist die absolute Zahl der weiblichen Aufsichtsräte zwar konstant geblieben, allerdings ist die Anzahl der Aufsichtsräte um 9 gesunken. In 48 der 55 untersuchten Unternehmen gibt es aktuell mindestens eine Frau im Aufsichtsrat – das ist ein Unternehmen mehr als noch im August 2020.

Am höchsten ist der Anteil weiblicher Aufsichtsratsmitglieder wie im Vorjahr in der Energiebranche (35,5 Prozent), wo jedes dritte Aufsichtsratsmitglied eine Frau ist. Ähnlich hoch ist der Anteil in der Finanz- (33,1 Prozent), Immobilien- (28,9 Prozent) und IT-Branche (26,9 Prozent).

Jedes 13. Vorstandsmitglied in Österreich ist eine Frau

Nach wie vor ist in 41 von 55 österreichischen börsennotierten Unternehmen noch keine Frau im Vorstand vertreten. Immerhin drei der insgesamt 15 Frauen in Vorstandsetagen leiten das Unternehmen als CEO. Sieben Frauen stehen dem Finanz-Ressort vor.

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