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Mitreden beim Impfplan: Ist das fair?

Die Impfungen sind in Österreich angelaufen. Doch wer sollte zuerst geimpft werden? Und warum? Diskutieren Sie mit!

Der Start war holprig. Während in anderen Ländern schon deutlich mehr Menschen geimpft wurden, gewinnt das Impfprogramm in Österreich erst jetzt an Fahrt. Der Freitag war der Auftakt für die erste große Impfaktion in Wien, bei der in der Wiener Messehalle vor allem Ärzte und Ordinationspersonal geimpft wurden. Den Stand in den restlichen Bundesländern hat Anna Thalhammer hier zusammengefasst. Neben den Beschäftigten im Pflege- und Gesundheitsbereich sollen in der ersten von drei Phase vor allem Menschen über 80 geimpft werden.

Allerdings haben auch schon jetzt Jüngere die Impfung erhalten. Wie das möglich ist? Meinst handelte es sich um übriggebliebene Impfdosen in Pflegeheimen. Zuletzt hörte man gar, dass Pflegeheime für Außenstehende eine Corona-Impfung mitbestellt haben, wenn diese dafür etwas Geld locker machten. Das wäre ein Fall für die Gerichte, erklärt Philipp Aichinger.

Für viel Aufsehen sorgte auch die Impfung von Kardinal Christoph Schönborn, der bei einer Debatte im Anschluss das Wort „Impfneid“ in den Mund nahm. Feuilleton-Redaktuerin Anne-Catherine Simon findet das in einem Leitartikel nicht gut. „Die grundsätzliche Frage, ob Menschen mit Status und Beziehungen schneller zu Impfdosen kommen (sollen) als andere, sollte nicht als 'Impfneid" abgetan werden“, meint Simon.  Ähnlich sieht das auch der Psychotherapeut Georg Heissenberger in einem Gastkommentar. Er schreibt über das „problematisches Hintertürchen zum Privileg“ und die Folgen. Den steirischen Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), der Politiker möglichst schnell impfen lassen will, sei auf dem falschen Weg.

Einer Diskussion stellen musste sich auch die Israelische Kultusgemeinde (IKG). Denn ihr Präsident Oskar Deutsch wurde bereits geimpft. IKG-Mitglied Ronni Sinai übt daran in einem Gastkommentar Kritik.

Der größte Pro-Argument für die Impfung von Personen in der Öffentlichkeit ist die Vorbildwirkung. Immerhin stehen viele, gerade auch Beschäftigte im Gesundheitsbereich, der Impfung noch skeptisch gegenüber.

Und wie schaut jetzt eigentlich der Plan für den Rest der Bevölkerung aus? In Österreich orientiert man sich an den Empfehlungen des Nationalen Impfgremiums (hier als PDF). Dieser wird immer wieder angepasst. Beispielsweise wurden diese Woche Menschen mit schweren Vorerkrankungen und  Behinderungen vorgezogen.

Für Diskussion hat unter anderem schon gesorgt, dass Obdachlose und Häftlinge vor Lehrern und Polizisten geimpft werden sollen

Die Umsetzung der Empfehlungen obliegt letzten Endes der Politik.  Bis jetzt wissen wir: Nach der Phase 1 mit Hochrisikogruppen sollen alle Älteren sowie Personen in kritischer Infrastruktur bis Ende April geimpft werden, die restliche Bevölkerung kommt in der Phase 3 im zweiten Quartal an die Reihe. Vor allem die „kritische Infrastruktur“ bietet wohl noch viel Diskussionsstoff. Denn: Wen braucht es unbedingt, um die Gesellschaft wieder zu entlasten und wieder voll funktionsfähig zu machen? Und: Wie wird die Verbreitung des Virus am schnellsten gehemmt?

(sk)

Diskutieren Sie mit: Wer sollte das Privileg einer frühen Impfung haben? Sind Sie mit der Impf-Priorisierung des Nationalen Impfgremiums einverstanden? Werden Sie sich zum frühest möglichen Zeitpunkt impfen lassen? Welcher wäre das? Und: Finden Sie das fair?

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