Tiefgaragen rechnen sich erst nach Jahrzehnten

Tiefgaragen Amortisationszeit Jahrzehnte
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Der Bau von Tiefgaragen ist heute selbst unter schwierigen Umständen Routine. Teuer ist es dennoch: Pro Stellplatz kostet die Errichtung um die 30.000 Euro. Wien fördert sie aber mit bis zu 5800 Euro pro Platz.

Wenn schwere Rammgeräte mit ihren viele Meter hohen stählernen Armen an Schlitzwänden für Tiefgaragen arbeiten, ist das immer ein Anziehungspunkt für Schaulustige. Was den Außenstehenden beeindruckt, sieht der Experte allerdings gelassen: „Für Baufachleute sind solche Projekte nur in seltenen Fällen wirklich außergewöhnlich. Tiefbauarbeiten im Grundwasser oder neben einer U-Bahn sind heute Standard und weder gefährlich noch kompliziert“, erzählt etwa Klaus Stanek, Partner der KS Ingenieure Ziviltechniker GmbH.

Stanek und sein Team sammelten bereits bei mehr als einem Dutzend Tief- und Hochgaragen vom Schlesingerplatz bis zum Hanappi-Stadion Erfahrung in Planung und Bauüberwachung. Damit die Arbeiten tatsächlich nach Plan laufen, sind neben viel technischem Know-how allerdings umfangreiche Vorbereitungen notwendig. Zum Beispiel – Stichwort Hauseinstürze neben Baugruben in jüngster Zeit – genaue Untersuchungen der Substanz der umliegenden Häuser.

Stanek erzählt: „Da kann man sich nicht nur auf Pläne und oberflächlichen Augenschein verlassen, sondern muss gegebenenfalls Probeschürfungen an den Fundamenten und Begehungen durchführen.“ Ebenfalls genau untersucht wird mittels Probebohrungen der Untergrund des Bauplatzes. Resultat solcher Vorbereitungen: „Bekannte Probleme sind keine Probleme mehr, sie verteuern nur den Bau, weil man entsprechende Maßnahmen setzen muss“, erklärt der Ziviltechniker.

Garage mit Wohlfühlfaktor

Die eigentlichen Herausforderungen ergeben sich für den Planer dort, wo sie der Laie weniger vermutet. Vor allem beim Bau von Garagen im öffentlichem Raum sind in langen Verhandlungen unzählige Details zu klären: „Das reicht von der Frage, wer künftig die Schneeräumung durchführt, bis zur Diskussion über die Platzgestaltung mit Pflasterung, Bepflanzung und Sitzbänken“, erzählt Stanek. Einfacher sind die Details der Ausstattung des Parkhauses selbst zu klären, über die der Errichter allein entscheidet. Vor allem bei Garagen in Toplagen wird hier zunehmend in Qualität investiert, weiß Stanek: „Garagenbetreiber haben erkannt, dass Wohlfühlen in der Garage ein entscheidendes Qualitätskriterium ist, und investieren immer häufiger in freundliche optische Ausgestaltung und hoch technisierte Leitsysteme.“

Diesen Trend zu Garagen mit Wohlfühlfaktor bestätigt auch Wolfgang Richter vom Garagenbetreiber Wipark: „Größere Stellplätze, problemlos befahrbare Rampen und Kurven mit geringen Neigungen sind heute Standard beim Bau neuer Garagen“, erzählt er. Ebenfalls zum aktuellen Stand der Technik gehören Bodenbeläge mit farbigen Epoxydharz-Beschichtungen. Ihre hellen Farben reflektieren das Licht: „Das steigert das Sicherheitsgefühl und macht die Garage freundlicher“, so Richter.

Langfristige Investition

Die durchschnittlichen Baukosten für einen Stellplatz in Tiefgaragen liegen in der Bundeshauptstadt heute bei rund 30.000 bis 35.000 Euro. Wohnsammelgaragen für Anrainer werden von der Stadt finanziell gefördert. Den Bau öffentlicher Hoch- und Tiefgaragen in Gebieten mit stark verparkten Straßenräumen unterstützt die Wirtschaftsagentur Wien mit Zuschüssen. Für Tiefgaragen erhält man 4600 Euro pro Stellplatz, für mechanische Garagen sogar 5800 Euro.

Der Investor braucht trotzdem Geduld und Mut: „Es sind langfristige Investitionsprojekte, bei denen man die künftige Entwicklung genau abschätzen muss, denn die Amortisationszeit liegt bei ungefähr 30 Jahren“, sagt Richter.

Solche Probleme plagen den Bauherrn einer Garage beim Einfamilienhaus nicht. Vom einfachen Carport über den gemauerten Schutz für das Auto bis zur Fertiggarage reicht die Wahl. Allerdings gilt es auch hier, auf kleine, aber feine Details zu achten, erklärt etwa Wolfgang Schnauer von der Schnauer Raumzellenbau, einem der größten heimischen Produzenten von Fertiggaragen: „Wenn eine Garage der europäischen Norm entspricht und das CE-Zeichen trägt, muss sie noch lange nicht in Österreich verwendbar sein. Hier gelten spezielle Anforderungen, die in ÖNORMEN beziehungsweise Bauordnungen verankert sind.“ Das sollte der Bauherr wissen, will er keine Probleme mit der Baubehörde riskieren. Denn selbst die kleinste Garage bedarf einer Baubewilligung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2010)

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