Allerorten wehren sich Kulturschaffende und -freunde gegen die massiven Einschränkungen in der Covid-Pandemie. Im Bild: Demonstranten vor dem Conseil d'État in Paris. Oft beschwören sie dabei die besondere Bedeutung der Kultur.
Plakatkunst

Wie das Coronavirus die Kultur provoziert

Kultur sei systemrelevant, erklären ihre Vertreter – und kritisieren, dass Theater wie Casinos behandelt werden. Aber was fällt alles unter Kultur? Auch Bakterien? Und macht wirklich die Kultur erst Augen aus Lichtsensoren?

Wer derzeit mangels gastlicher Häuser unruhig durch die Straßen Wiens wandert, dem fällt ein knapper Spruch ins Auge: „Wir sind Kultur!“ Gezeichnet ist er vom Wiener Kammerorchester. Der Slogan ähnelt der am 20. April 2005 anlässlich der Wahl Joseph Ratzingers gedruckten genialen Schlagzeile der „Bild“-Zeitung: „Wir sind Papst!“ Sie vereinte die Evokation kollektiver Euphorie mit deren selbstironischer Relativierung. Und sie wurde oft variiert, schon 2006 zur österreichischen EU-Präsidentschaft in österreichischen Zeitungen („Wir sind Präsident!“) – doch die Variationen waren immer schwächer als das Original.


Nun also die Kultur. Daneben hängt ein zweites gleichgestaltiges Plakat mit dem noch knapperen mehrdeutigen Spruch: „Wir spielen!“ Man kann dabei an Arthur Schnitzlers „Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug“ (aus „Paracelsus“) denken. Oder an das bezaubernde Lied „Wir spielen“ der österreichischen Band Blümchen Blau, mit den Zeilen: „Manche spielen Klavier, in der Sandkiste sitzen wir, mit schmutzigem Gewand, und bauen Burgen aus Sand. Wir spielen. Mensch, o Mensch, ärgere dich nicht.“

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