Flughafen Wien: Landebahn "fast täglich" blockiert

Flughafen Wien Landebahn fast
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Immer wieder müssen am Flughafen Wien-Schwechat Flugzeuge die Landung wegen verstellter Runways abbrechen und durchstarten. Was Fluggäste ängstigt, ist laut Airlines aber "reine Routine".

Wien. Passagier W. ist Vielflieger. Und trotzdem: Das, was er zuletzt um 19.30 Uhr vor der Landung des Austrian-Fluges OS 374 von Amsterdam nach Wien-Schwechat erlebt hatte, war auch für ihn eine völlig neue Erfahrung.

Unmittelbar bevor die voll besetzte Fokker 100 mit Verspätung auf dem Beton der Landebahn in Schwechat aufsetzte, heulten die Turbinen wieder auf. „Das Rollfeld war nur noch wenige Meter unter uns, als der Pilot durchstartete und das Flugzeug an Höhe gewann“, erinnert sich W. Dann kam schließlich die Durchsage: „Verehrte Fluggäste, hier spricht Ihr Kapitän. Aufgrund eines Flugzeugs, das sich vor uns auf der Landebahn befand, mussten wir die Landung abbrechen.“ Aufatmen, 30Minuten später, beim zweiten Versuch, klappte es dann doch.

„Routinegeschäft“

Was W. und seine Mitreisenden erlebt haben, hinterlässt bei vielen Fluggästen einen bleibenden Eindruck. Es gibt sogar Studien, in denen steht, dass derartige Zwischenfälle Flugangst auslösen können. Auch bei den betroffenen Airlines und Flugsicherheitsbehörden laufen nach derartigen Manövern regelmäßig die Telefone heiß. Und dennoch: Sie sind nicht ungewöhnlich. Das sagt jedenfalls die in Österreich für die Flugsicherung verantwortliche Austro Control.

„Dass ein Pilot wegen einer blockierten Landebahn den Anflug abbrechen muss, passiert fast täglich und gehört für sie und uns zum Routinegeschäft“, sagt Peter Schmidt von der Austro Control. Was für viele Passagiere nach Katastrophe klingt, heißt in der Pilotensprache „Runway Clearance“ (englisch, sinngemäß für eine freie Landebahn). Ist die nicht gegeben, weist der diensthabende Fluglotse den Piloten per Funk an, den Landeanflug abzubrechen und noch einmal durchzustarten. Das kann im Extremfall bis kurz vor dem Aufsetzen auf der Landebahn geschehen.

Zu knappe Abstände?

Genau das geschah auch bei Flug OS 374. Der voranfliegende Jet verließ nach der Landung das Rollfeld nicht schnell genug. Die nachfolgenden Maschinen liefen Gefahr, auf sie aufzulaufen. Die Austro Control sagt, dass Piloten nach der Landung immer wieder einmal eine Ausfahrt verpassen und so den kritischen Bereich nicht schnell genug verlassen können.

Bei den Austrian Airlines nennt man auch andere Gründe. Etwa den, dass die Flugsicherung insbesondere zu Stoßzeiten die Flugzeuge zu eng hintereinander staffelt. „Da kann es schon einmal eng werden“, sagt Patricia Stampfer von der AUA.

Das könnte auch den Passagieren der aus Amsterdam kommenden Fokker 100 passiert sein. Genau zu dieser Zeit ist auf dem Airport in Schwechat nämlich besonders viel los. „Zahlreiche Flugzeuge kommen heim, warten, wie auf einer Perlenschnur aufgefädelt, auf die Landung“, sagt Schmidt. Bei Abständen von 4,5 bis 5,5 km könne es schon vorkommen, dass es für folgende Flieger knapp wird, wenn der Vordermann trödelt.

AUF EINEN BLICK

Nahezu täglich kommt es laut Auskunft der Austro Control auf dem Flughafen Wien zu Situationen, in denen ein Flugzeug auf dem Boden die Landebahn für nachfolgende Jets blockiert. Beispielsweise dann, wenn der Pilot die Ausfahrt von der Landebahn verpasst und bis zur nächsten rollen muss. Die oft (zu) knapp hintereinander einfliegenden Maschinen bekommen dann vom Tower aus die Anweisung durchzustarten. Viele Passagiere ängstigt das, laut Flugsicherung handelt es sich aber um Routinemanöver.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.09.2010)

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