Proteste

Mehrere tausend Demonstranten bei Anti-Corona-Demos in Wien

Im aktuellen Jahr kam es bereits zu einigen Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen. Hier eine Teilnehmerin am 2. Jänner in Graz.
Im aktuellen Jahr kam es bereits zu einigen Demonstrationen gegen die Coronamaßnahmen. Hier eine Teilnehmerin am 2. Jänner in Graz. APA/ERWIN SCHERIAU
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Ursprünglich waren bis zu 30.000 Teilnehmer bei mehreren Anti-Corona-Demos in Wien erwartet worden. Ganz so ausufernd wurde es aber nicht. Am Nachmittag kam es zu einem Zwischenfall mit Gegendemonstranten.

Samstagmittag haben sich am Maria-Theresien-Platz und am Heldenplatz in der Wiener Innenstadt die ersten Teilnehmer der Anti-Corona-Demos versammelt. Gegen 12.30 Uhr waren es am Platz zwischen Natur- und Kunsthistorischem Museum rund 300 Personen. Das sollte sich aber bald ändern: Bis 14.30 Uhr waren laut Polizei etwa 6000 bis 7000 Anti-Corona-Aktivisten dort zusammengekommen. Auch am Heldenplatz versammelten sich Demonstranten.

Eine Rednerin wandte sich zunächst in derben Worten gegen die Pflicht, Mund-Nasen-Schutz zu tragen und Abstand zu halten: "Schmeißts den dreckigen Fetzen (gemeint: Maske, Anm.) endlich weg", forderte sie die Demonstranten auf. Anmerkung: Zahlreiche Studien haben bereits die Wirksamkeit von Masken untersucht. Die Ergebnisse: Eine Maske verrinert das Infektionsrisiko messbar.

Das kümmerte die Aktivisten am Maria-Theresien-Platz und am Heldenplatz wenig: Aufforderungen der Polizei, den Abstand einzuhalten und den Mund-Nasen-Schutz zu tragen, quittierten die Demonstranten zwischen Kunst- und Naturhistorischem Museum mit Pfiffen und Buh-Rufen. Ebenso wurde die Ankündigung der Exekutive quittiert, die Einhaltung des Covid-19-Maßnahmengesetzes zu kontrollieren. Die Polizisten starteten dann aber mit dezenten Kontrollen von Maskenverweigerern.

Samstagmittag am Maria-Theresien-Platz in Wien.
Samstagmittag am Maria-Theresien-Platz in Wien.Christine Imlinger

Gegen 14.00 Uhr begann auch die Kundgebung am Heldenplatz mit mehreren tausend Teilnehmern, so ein Beobachter der Kundgebung. Polizeisprecher Markus Dittrich zufolge schätzte die Exekutive die Zahl der Aktivisten dort auf 3000. Auch dort trug kaum jemand Mund-Nasen-Schutz oder hielt sich an den Mindestabstand. Es wurde getanzt, Manifestanten umarmten einander und begrüßten einander mit Küssen. Die Polizei hielt sich hier großteils im Hintergrund und sorgte vor allem dafür, dass die Demonstranten nicht zu den provisorischen Parlamentsgebäuden vordrangen. Gegen 14.30 Uhr wollten sich beide Gruppen zu einem kurzen Marsch am Ring vereinigen. Die großen  Sternmärsche, die aus mehreren Richtungen zum Heldenplatz gehen sollten, waren vor der Veranstaltung von der Polizei abgesagt.

Auch am Heldenplatz bringt man sich in Stellung.
Auch am Heldenplatz bringt man sich in Stellung.Christine Imlinger

Sitzblockade stoppft Demozug

Zwischenfälle gab es keine, bis gegen 15.30 Uhr beim MAK am Ring der Demozug von einer Sitzblockade durch Gegendemonstranten gestoppt wurde. Etwa 15 bis 20 schwarz gekleidete Aktivisten hatten sich auf die Fahrbahn gesetzt. Aus den Reihen der Anti-Corona-Demonstranten versuchten Fußball-Hooligans die Sitzenden zu attackieren. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich hielten die Einsatzkräfte die Gruppen auseinander.

Die Demo stand damit aber zunächst still. Polizeikräfte wollten die Blockadeteilnehmern wegbringen und stellten dabei ihre Identitäten fest. Ein Kameramann der APA berichtete, die Hooligans hätten auch Medienvertreter angepöbelt. Detail am Rande: Als sich der Demozug näherte, skandierten die Gegenaktivisten: "Wir impfen euch alle!" Kurz nach 16.00 Uhr setzte sich der Demozug wieder in Bewegung.

AUSTRIA-HEALTH-VIRUS-DEMO
AUSTRIA-HEALTH-VIRUS-DEMOAPA/AFP/ALEX HALADA

Die Gegendemo war ursprünglcih am Eck Stephansplatz-Graben gestartet. Laut Polizeisprecher Markus Dittrich waren es zuletzt etwa 500 Demonstranten aus dem linken Spektrum von VSStÖ und Sozialistischer Jugend bis zu Antifa-Organisationen, die daran teilnahmen. Die Demo richte sich gegen den "Wahnsinn, der heute am Heldenplatz stattfindet", meinte ein Redner.

Nehammer: „Konfliktpotenzial nicht unterschätzen"

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Freitag vor einem "nicht zu unterschätzenden Konfliktpotenzial" gewarnt. Mehrere "radikale Gruppen" hätten zu Versammlungen aufgerufen, darunter sollen sich laut Verfassungsschutz sowohl rechts- als auch linksextremistische Gruppierungen befinden. Unter anderem würden sich unter den mobilisierenden Gruppierungen Vertreter des Schwarzen Blocks, aber auch staatsfeindliche Verbindungen wie die Reichsbürger-Bewegung befinden. Von rechtsextremer Seite wurden vor allem die Identitäre Bewegung und "Die Österreicher DO5" genannt.

(APA)

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