Donald Trump wird als Twitter-Präsident in die Geschichte eingehen. Via Twitter machte er Politik und stachelte seine Anhänger auf. Nun sucht er einen alternativen Kanal mit maximaler Breitenwirkung.
Als Donald Trump am 8. Jänner um 10.44 Uhr eine Twitter-Nachricht absetzte, wusste er nicht um ihre volle historische Dimension. Sicher: Seine Ankündigung, nicht der Inauguration Joe Bidens beiwohnen zu wollen, ging sogleich als Eilmeldung um die Welt – wie dies vier Jahre tägliche Praxis war. Überraschend kam sie indes nicht. Wie so viele Male zuvor brach der Tabubrecher Trump mit der Konvention. Dass der Präsident nicht an der Angelobungszeremonie seines Nachfolgers auf dem Kapitol teilnehmen wird, ist ein Novum. Es wäre eine Geste der Versöhnung gewesen, zu der der 45. Präsident nicht fähig ist.
Denkwürdig an der Mitteilung war jedoch die Tatsache, dass dies vorerst der letzte Tweet war, den er unter seinem Account @realDonaldTrump ausschickte – der 26.237. seiner Präsidentschaft und der 56.571. insgesamt, seit er im Mai 2009 in die Twitter-Welt eingetreten war und seine Stippvisite bei der Talkshow David Lettermans ankündigte. Twitter-Chef Jack Dorsey hatte an jenem Freitag wegen Aufwiegelung zur Gewalt einen Bann über den prominentesten Nutzer der Plattform verhängt, der sie in alle Munde gebracht hat. Es passierte nicht ohne Vorwarnung. Im Frühjahr 2020 hatte Twitter Tweets gelöscht, in denen Trump das Coronavirus verharmloste. Im Wahlkampf und nach der Wahl versah es Trump-Nachrichten, in denen er über Wahlmanipulation raunte, mit Rufzeichen und Hinweisen auf die Faktenlage. Zuletzt war er suspendiert.