Gartenkralle

Luftnelken: Luft und Liebe

Luftnelken sind nicht so anspruchslos, wie manche glauben.
Luftnelken sind nicht so anspruchslos, wie manche glauben.Ute Woltron
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Die Gattung der Luftnelken steht im Ruf, pflegeleicht zu sein und mit gelegentlichem Besprühen ihr Auslangen zu finden, doch das ist ein Irrglaube.

In einer Zeit als man das Land, ja den Kontinent noch verlassen konnte, wandelte ich an einem heiß dampfenden Tag durch eine alte, aufgegebene Gärtnerei am Fuß des brasilianischen Regenwaldes. Hinter den überwucherten Grünhäusern und vormaligen Beeten verschwanden die Häupter der steilen Dschungelhänge im warmen Nebel. Es war eine wilde Gegend, geprägt von der nahen Küste und dem ewig aufgeregten Atlantik, der mit seinen mächtigen Unterströmungen auch dann gefährlich ist, wenn die Wellen harmlos scheinen.

Doch in der Nacht war es stürmisch gewesen, ein Tropengewitter war niedergegangen, der Ozean war aufgewühlt und warf gigantische Wogen an den Strand. Ressaca nennen die Brasilianer die extreme Brandung, in die sich nur die Exzellentesten unter den Großwellensurfern wagen, in die wir Normalsterbliche jedoch nicht einmal die Zehe tauchen sollten. Kurzum, Wasser beherrschte die Welt. Es kam als feiner Sprühregen von oben, als salzige Gischt vom Meer, als feuchter Dunst aus dem Wald. Doch die Luft war samtwarm und freundlich, und so machte es nichts, unter tropfenden Palmen und Bananenstauden zu wandeln und bis auf die Haut nass zu werden.

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