Reportage

Corona-Demo: „Maskenlos durch die Stadt“

Die „Phantome“, wie sich diese Aktionisten nennen, die mit Performances oder Hitlergruß-Bildern aus Braunau prominent wurden, kamen nach Wien.
Die „Phantome“, wie sich diese Aktionisten nennen, die mit Performances oder Hitlergruß-Bildern aus Braunau prominent wurden, kamen nach Wien.APA/GEORG HOCHMUTH
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Die Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen fielen zwar kleiner aus als angekündigt, trotzdem konnten Tausende ohne Masken oder Abstände durch Wien ziehen.

Frischer Schnee, Sonnenschein, unzählige Rot-weiß-rote Fahnen (die Veranstalter wollten 5000 bereitstellen) vor strahlend blauem Himmel, es wird Bier getrunken, man hört Kuhglocken bimmeln, viele tragen Skigewand – wäre man nicht mitten in Wien, man möchte meinen, der Jubel gelte einem Abfahrer, der gerade ins Ziel einfährt.

Aber die Pfiffe, Rufe oder das Geklimper mit Besteck galt einem Redner, der gerade davon spricht, er sei in der Demokratie eingeschlafen und in einer Diktatur aufgewacht, er spricht von Freiheit, von Grundrechten, von einem Ausnahmezustand, der ende, wenn doch nur alle es wollten. Man kennt seine Rhetorik, schließlich erlebt die Bewegung der Gegner der Maßnahmen gegen die Pandemie seit Wochen einen Aufschwung. Der Samstag sollte ihr großer Aktionstag werden, bis zu 30.000 Teilnehmer in Wien waren angekündigt. 

Gekommen waren dann aber deutlich weniger. Die ersten Demonstranten fanden sich am späten Vormittag in der Innenstadt ein, die erste Kundgebung startete gegen 13 Uhr am Maria-Theresien-Platz, laut Polizei sammelten sich dort 6000 bis 7000 Aktivisten – eine dichte Menge, Masken trugen die wenigsten. Im Gegenteil, auf dem Platz hat sich ein Leben gezeigt, das andere nun seit vielen Monaten vermissen: Gruppen, die Arm in Arm tanzen, man steht eng beieinander, lacht, umarmt sich, tauscht Bussi-Bussi-Begrüßungen aus.

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