Alexej Nawalny weiß, dass ihn nach seiner Ankunft in Moskau keine Gnade erwartet. Doch nur in seiner Heimat kann er als Oppositionsfigur relevant bleiben. Sein Flugzeug wurde überraschend auf den Airport Scheremetjewo umgeleitet, wo er umgehend festgenommen wurde.
Alexej Nawalny wusste, dass ihn nach seiner Landung am Sonntagabend in Moskau die Härte des russischen Staates erwarten würde. Doch bis zuletzt hatte er die Vorbereitungen des Sicherheitsapparates hinsichtlich seiner Heimkehr hämisch kommentiert. Noch kurz vor seinem Abflug in Berlin, als sich Nawalny umringt von mitfliegenden Journalisten zu seinem Sitzplatz in Reihe 13 durchkämpfte, sagte er: „Die Staatsmacht hat Angst.“
Dieser Eindruck verstärkte sich tatsächlich im Laufe des Abends: Nawalnys Flug wurde kurz vor der geplanten Landung am Airport Wnukowo auf den Flughafen Scheremetjewo umgeleitet. In den Norden der Stadt. Wo, anders als im südlichen Wnukowo, keine Unterstützer auf ihn warteten. Man stelle sich vor: Eine Flugumleitung – wegen eines einzigen Passagiers.
Nach der Landung stieg Nawalny aus dem Flugzeug aus, entschuldigte sich bei den Passagieren für die Unannehmlichkeiten, sagte ruhig: „Ich habe keine Angst. Ich gehe jetzt zur Passkontrolle und fahre danach nach Hause.“ Doch daraus wurde zunächst nichts: Polizeibeamte nahmen Nawalny mit. Die Details waren zunächst nicht klar. Doch die Androhung einer Festnahme nach Ankunft hatte schon seit ein paar Tagen im Raum gestanden. „Österreich fordert seine sofortige Freilassung und eine umfassende und unabhängige Untersuchung des Angriffs auf sein Leben", betonte das Außenministerium am Sonntagabend in einer Twitter-Meldung.
Um Nawalnys Rückkehr hatte sich am Sonntagabend ein wahrer Krimi entfaltet. Den Behörden war es nicht gelungen, die Lage am Flughafen Wnukowo zu kontrollieren. Das Sicherheitsaufgebot dort war beträchtlich. Ein von Nawalny-Fans einberufener Willkommens-Event war für illegal erklärt worden. Dennoch erschienen Hunderte, die sich nicht abschrecken ließen. Im Laufe des Abends wurden dutzende Menschen festgenommen – unter ihnen auch die Nawalny-Verbündete Ljubow Sobol. Die Sicherheitskräfte drängten die Menge schließlich aus dem Gebäude – draußen herrschten Temperaturen von -22 Grad Celsius. Dann kam es zu einer Spontankundgebung im Freien.