Spätes Debüt des Staatsopern-Musikdirektors Philippe Jordan im fünften Abonnementskonzert der Wiener Philharmoniker unter Coronabedingungen: Musik von Schönberg und Strauss wächst über ihre Programme hinaus.
Ein Zufall, selbstverständlich. Aber ein beglückender: Nicht ganz pünktlich, aber doch beinah so, als wäre sie bestellt gewesen, drang nämlich die Sonne herein, um den Goldglanzpegel im Musikverein in die Höhe zu schrauben – just im gloriosen Abschnitt „Sonnenaufgang“ von Richard Strauss' „Alpensinfonie“. Nur ganz Verstockten wäre es gelungen, sich diesem Erlebnis zu verschließen und den musikalischen Seelenbalsam zu verweigern, der da verschwenderisch ausgegossen wurde: Die Wiener Philharmoniker fluteten das leere Haus mit edlem Fortissimo, das Publikum von Ö1 und Fidelio konnte bereits live dabei sein, ORF III und Idagio bieten noch spätere Gelegenheiten zur virtuellen Teilhabe.
Leer? Nicht ganz. Beim Neujahrskonzert sind die Philharmoniker mit ihrem ausgeklügelten Sicherheitskonzept abgeblitzt, das für eine volle Saalbelegung u. a. eine Teststraße in der Musikvereinsdurchfahrt vorgesehen hätte – und sie teilten und teilen dieses Schicksal mit unzähligen darbenden Kulturveranstaltern: Über das technisch notwendige Personal hinaus wurde niemand zugelassen. Bei diesem fünften Philharmonischen der Saison stand allerdings formell betrachtet ein wichtiges Debüt am Dirigentenpult an – obwohl Philippe Jordan dem Orchester längst bekannt ist. Als Chef der Symphoniker war er dann aber lang quasi gesperrt, bis er seit dieser Saison als Musikdirektor an die Staatsoper gewechselt ist – und nun seinen ersten Auftritt im erlauchten Zirkel des philharmonischen Abonnements absolvieren konnte.