Der Schweizer TV-Wettermoderator muss sich vor Gericht verantworten, weil er seine Ex-Freundin vergewaltigt haben soll. Wegen Befangenheitsanträgen gegen zwei Richter wurde der Prozess nun um eine Woche verschoben.
Der Prozess gegen den TV-Wettermoderator Jörg Kachelmann wegen Vergewaltigung vor dem Landgericht Mannheim in Deutschland ist am Montag wenige Minuten nach der Eröffnung unterbrochen worden. Die Verteidiger des 52-Jährigen stellten zwei Befangenheitsanträge gegen den Vorsitzenden Richter Michael Seidling und die Berichterstatterin. Da nun zunächst über die Anträge entschieden werden muss, wurde die Verhandlung auf den kommenden Montag (13. September) vertagt.
Die 67 Seiten umfassenden Anträge wurden von den Anwälten nicht verlesen, sondern dem Gericht schriftlich übergeben. Deshalb ist über den Inhalt nichts bekannt. Auch Kachelmanns Strafverteidiger Reinhard Birkenstock machte vor der Presse keine Angaben. "Es geht der Verteidigung nicht darum, Richterpersönlichkeiten öffentlich anzugreifen", sagte Birkenstock. Er habe in den Befangenheitsanträgen Gründe vorgetragen, warum die beiden Richter aus Sicht seines Mandanten "nicht völlig unvoreingenommen" seien.
Richter soll Vater der Ex-Freundin kennen
Die Staatsanwaltschaft bezeichnete die Ablehnungsanträge als "nicht überraschend." Der Inhalt war den Anklägern jedoch ebenfalls nicht bekannt. In den Medien war vor Prozessbeginn berichtet worden, dass der Vorsitzende Richter als Vorstand eines Sportvereins den Vater des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers kenne.
Wie es die Strafprozessordnung vorsieht, werden jetzt andere Richter zusammen mit den nicht abgelehnten Richtern der 5. Großen Strafkammer über die Ablehnungsanträge entscheiden.
Kachelmann gab keine Erklärungen ab
Kachelmann war am Montag wenige Minuten vor Prozessbeginn über einen Hintereingang zu dem Prozess erschienen. Bereits eine halbe Stunde später verließ er das Landgericht Mannheim wieder. Erklärungen gab der prominente Wettermoderator nicht ab.
Der 52-Jährige hat inzwischen eine dritte Verteidigerin engagiert. Neben Reinhard Birkenstock und Ralf Höcker wird er nun auch von Rechtsanwältin Andrea Combe vertreten.
Die Hauptbelastungszeugin, mutmaßliches Vergewaltigungsopfer und langjährige Freundin Kachelmanns, erschien zusammen mit ihrem Verteidiger Thomas Franz ebenfalls zum Prozess. Als Nebenklägerin hat sie das Recht, am gesamten Verfahren teilzunehmen. Sie selbst soll erst am 13. Oktober vernommen werden.
Prozess soll auch bei Richterausfall fortgesetzt werden
Sollten die Befangenheitsanträge abgelehnt werden, wird der Prozess am 13. September in der bisherigen Besetzung fortgeführt. Im Falle des Erfolgs müssen Vertreter berufen werden. Ein Ersatzrichter hat die Große Strafkammer schon vorsorglich bestellt. Er wird am gesamten Strafverfahren teilnehmen, um notfalls einspringen zu können. Auch zwei Ersatzschöffen nehmen bereits an der Verhandlung teil. Die 5. Große Strafkammer will offenbar vorsorgen, dass der Prozess fortgesetzt werden kann, wenn ein Richter oder ein Schöffe ausfällt. Oberstaatsanwalt Gattner sagte dazu, die Bestellung von Ersatzrichtern und Ersatzschöffen sei zwar "nicht üblich, aber auch nicht außergewöhnlich".
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Schweizer Wettermoderator Jörg Kachelmann vor, seine langjährige Geliebte im Februar mit einem Messer bedroht und vergewaltigt zu haben. Der 52- Jährige hat die Vorwürfe stets bestritten. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft. In dem Prozess werden an insgesamt 13 Verhandlungstagen 25 Zeugen und Gutachter gehört.
(Ag./Red.)