Das erklärte Ziel für das Ende des Lockdowns wurde von einem epidemiologischen Kriterium zu einem politischen. So oder so handelt es sich bei der Sieben-Tage-Inzidenz von 50 um eine willkürliche Zahl.
Es wurde von den Medien sowie der Opposition regelrecht eingefordert – ein konkretes Ziel für das Ende des Lockdowns, an dem sich die Bevölkerung orientieren kann, und das für alle auf einen Blick nachvollziehbar ist.
Am Sonntag, im Zuge der Verkündung der Verlängerung und auch Verschärfung der Maßnahmen zur Kontaktreduktion, wurde dieses Ziel dann auch präsentiert – in der Gestalt der sogenannten Sieben-Tage-Inzidenz. Gelingt es, diese Rate unter 50 zu bekommen, kann mit größeren Lockerungsschritten begonnen werden. Zuletzt pendelte sie sich zwischen 120 und 150 ein. Gemeint ist die in den vergangenen sieben Tagen nachgewiesene Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner, eine Inzidenz unter 50 bedeutet für Österreich, dass täglich nicht mehr als 700 Ansteckungen registriert werden.
Allerdings ist dieses Kriterium, das seinen Ursprung in Deutschland hat, unter Gesundheitsexperten höchst umstritten – abgesehen davon, dass das Erreichen der „50er-Inzidenz“ aus heutiger Sicht kaum realistisch erscheint.
Stand vom Frühjahr
Irgendwann im Frühjahr 2020, als es noch keinen Antigen-Schnelltest gab, ein Impfstoff in weiter Ferne lag, kaum etwas über Krankheitsverläufe oder die Dunkelziffer bekannt war und die Erkenntnisse über die Ansteckungsfähigkeit des Coronavirus beinahe täglich zunahmen, tauchte sie plötzlich in Deutschland auf – die Sieben-Tage-Inzidenz. Liegt sie unter 50, ist alles im grünen Bereich und die Grundregeln wie Händehygiene, Abstandhalten sowie Masketragen genügen, weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung sind nicht notwendig.