Kitzbühel

„Unplugged“ am Hahnenkamm

APA/HELMUT FOHRINGER
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Keine Skifans, dafür eine würdige Streif und rot-weiß-rote Favoriten. Das sind die Themen, die Kitzbühel diese Woche beschäftigen werden – sportlich und vor allem abseits der Hundertsteljagd.

Kitzbühel/Wien. Montag war Anreisetag in Kitzbühel, und Großkampftag für die im Kern 45 Mann starke Pistencrew. Während die Athleten und Betreuer in der Gamsstadt eintrafen (insgesamt sind rund 2500 Personen akkreditiert), wurde die Streif vom Neuschnee befreit.

Kurzzeitig waren die 81. Hahnenkammrennen wegen der Verdachtsfälle der Coronavirus-Mutation im Bezirk fraglich geworden, am Sonntag aber gab Tirols Landeshauptmann Günther Platter grünes Licht. Das Programm: Zwei Abfahrten (Freitag, Samstag) und ein Super-G (Sonntag). Das erste von zwei Abfahrtstrainings steigt am Mittwoch.

Das sind die Themen, die Kitzbühel diese Woche beschäftigen werden, sportlich und vor allem abseits der Hundertsteljagd.

Blase

Gerade am Wochenende hatte Peter Schröcksnadel mit Blick auf die Pandemie noch sichere Rennen in Kitzbühel garantiert. „Wir haben bisher keinen einzigen Fall innerhalb des Renngeschehens erzeugt. Ich glaube, man ist herinnen sicherer als im normalen Leben“, meinte der ÖSV-Präsident.

Am Montag aber folgte eine ernüchternde Meldung. Markus Waldner, der Chefrenndirektor im Herren-Weltcup, hat bei den Rennen in Flachau einen positiven Covidtest abgegeben und musste in Selbstisolation. Zwar seien dem Skiverband FIS zufolge alle Kontaktpersonen des Südtirolers erneut negativ getestet worden. Dennoch: Undurchdringbar ist auch die Weltcup-Blase nicht.

In Kitzbühel übernehmen Waldners Assistenten Emmanuel Couder und Hannes Trinkl. Letzterer ist ohnehin seit sechs Jahren für alle Abfahrten verantwortlich.

Streif

Nirgendwo sonst ist das Zusammenspiel aus Schneelage, Temperaturen und Pistenpräparierungen entscheidender als auf der berüchtigten Streif. Schlechte Sicht hatte 2016 für eine Sturzorgie, blankes Eis 2019 für viel Kritik gesorgt – die Hahnenkamm-Abfahrt hat oftmals schon Diskussionen über den Zukunft des Abfahrtssports ausgelöst. Heuer kommt hinzu, dass auch noch eine zweite Abfahrt auf dem Programm steht (als Wengen-Ersatz). Zweimal Streif innerhalb von 24 Stunden also (dazu die beiden Trainingsläufe).

Bisher hat das Wetter mitgespielt. Vor den jüngsten Schneefällen befand sich die Streif im guten Zustand, die Auflage besteht aus hochwertigem und leicht zu bearbeitendem Maschinenschnee. „Sehr kompakt, nicht eisig. Die Streif wird wieder in einem würdigen Zustand sein“, erklärte Pistenchef Herbert Hauser. „Ob es dann schnell oder langsam sein wird, hängt auch davon ab, ob wir vor dem Rennen eine klare Nacht bekommen und ob Schneefall ist.“

Um vor allem die mentale Belastung von je zwei Abfahrten und Trainingsläufen möglichst gering zu halten, möchte Renndirektor Hannes Trinkl eine vergleichsweise „ruhige“ Piste präsentieren.

Drumherum

Kein VIP-Zelt, keine Weißwurstparty (überhaupt schon im Herbst abgesagt), keine Zuschauertribüne. Kitzbühel muss heuer ohne Skifans, ohne Stargäste und deren Anhang auskommen. Auch die abendliche Siegerehrung fällt aus.

Der Medien-Tross wurde auf 110 Personen begrenzt, sonst finden sich rund 700 Berichterstatter in Kitzbühel ein.

Publikumsskilauf ist im Skigebiet weiterhin möglich. Die Pisten entlang der Rennstrecken sind an allen Trainings- und Renntagen bis zur Beendigung der Bewerbe gesperrt.

Skistars

Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr feierten beim Abfahrtsklassiker im Vorjahr einen ÖSV-Doppelsieg – eine perfekte Show der Skination vor 50.000 Zuschauern. Diesen Doppelsieg wiederholten Mayer und Kriechmayr Ende Dezember bei der Abfahrt in Bormio, zugleich der letzte Speedbewerb vor Kitzbühel.

Das Preisgeld, in Kitzbühel traditionell das höchste im gesamten Weltcupwinter, beläuft sich heuer auf insgesamt 520.000 Euro, der Sieger der Samstags-Abfahrt kassiert 81.000 Euro. Im Vorjahr wurde noch das Rekord-Preisgeld von 725.000 Euro ausgefahren.

(joe)

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