Ein chinesisches Drama über Arbeitslager in der Wüste Gobi geht als Überraschungsfilm ins Rennen um den Goldenen Löwen. In dem Lager verhungerten viele, es soll sogar Kannibalismus gegeben haben.
Auf ein düsteres Kapitel in der Geschichte des kommunistischen China macht der Überraschungsfilm des diesjährigen Filmfestivals von Venedig aufmerksam: "The Ditch" (Der Graben) nennt der junge chinesische Regisseur Wang Bing seine Abrechnung mit dem brutalen Vorgehen der Kommunisten gegen "Abweichler" vor 50 Jahren: Tausende mussten in einem Umerziehungslager mitten in der Wüste Gobi unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten.
Viele verhungerten oder erlagen Krankheiten, in der Not soll es Kannibalismus gegeben haben. Das bittere Drama dokumentiert Wang Bing (Jahrgang 1967), indem er an die Grenze des Erträglichen geht.
Hälfte der Wettbewerbsfilme gezeigt
Mit dem Überraschungsfilm "The Ditch" ist die Reihe der Werke im 67. Wettbewerb von Venedig komplett. Zur Halbzeit des Festivals, das am kommenden Samstag mit der Vergabe der Goldenen Löwen zu Ende geht, wurde gut die Hälfte der 24 Wettbewerbsfilme bereits gezeigt.
Als Juryvorsitzender des ältesten Filmfestivals der Welt fungiert Regisseur und Drehbuchautor Quentin Tarantino ("Pulp Fiction", "Inglourious Basterds").
Als Höhepunkte gelten der neue Streifen von Sofia Coppola, "Somewhere", den das Publikum bejubelte, und der mit Gerard Depardieu und Catherine Deneuve besetzte Film "Potiche" von Francois Ozon. Tom Tykwer stellt indes seinen ersten deutschsprachigen Film seit zehn Jahren vor: "Drei". Im Streifen verliebt sich ein Ehepaar in den Vierzigern (Sophie Rois an der Seite von Devid Striesow) in denselben Mann.
(APA)