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Impfneid

Die Bürgermeister - niemand ist uns näher. Kritik ist daher unangebracht. Auch wenn es mitunter schwarze Schafe gibt. Oder rote.

Bürgermeister sind den Menschen sehr nahe. Viel näher als diese abgehobenen Bundespolitiker. Bürgermeister teilen die Sorgen ihrer Bürger direkt und unmittelbar. Etwa die Angst vor dem Einstich beim Impfen. Viele fürchten sich seit Kindheitstagen davor. Aufgabe verantwortungsbewusster Bürgermeister ist es daher auch, den Menschen diese Sorge zu nehmen. Indem sie selbst(los) mit gutem Beispiel vorangehen. Dafür verwenden sie auch nur die Reste des Impfstoffs, also das was übrig bleibt, was sonst keiner mehr will. Und so ein Rest-Impfstoff tut auch noch mehr weh.

Manche bekritteln nun, dass sich Bürgermeister vordrängen würden. Das ist ehrenrührig und schlicht unwahr. Das ist einfach dieser Impfneid, gegen den wir als Gesellschaft geschlossen und unmissverständlich vorgehen sollten.

Wobei freilich nicht alle Bürgermeister Engel sind, es gibt auch schwarze Schafe darunter. Also Bürgermeister, die sich tatsächlich vordrängen. Jener von Wien etwa, Michael Ludwig, drängte sich am Sonntag doch glatt in die Bundesregierungspressekonferenz. Werner Kogler, immerhin Vizekanzler der Republik Österreich, verlor deswegen seinen Platz und musste in die Gruppe B, die erst zwei Stunden später dran war, ausweichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2021)

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