Geburtstag

Plácido Domingo, das alterslose Tenor-Idol zweier Generationen

Plácido Domingo, Tenor, Bariton, Dirigent und Intendant, feiert seinen Achtziger. Und zwar auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Von widrigen Umständen hat sich dieser Künstler noch nie abhalten lassen. So wurde er zur Ikone.

Wenn Plácido Domingo morgen, Freitag, in der leeren Wiener Staatsoper – aber vor den Streaming-Kameras und damit für alle Welt sicht- und hörbar – Verdis Nabucco singt, dann steht er bereits in seinem 81. Lebensjahr. Nicht nur deshalb darf man diesen Künstler als besonderes Phänomen bezeichnen. Sängerkarrieren haben ja in der Regel ein verhältnismäßig frühes Ablaufdatum. Eine Laufbahn von solcher Stetigkeit und Dauer, wie Domingo sie absolviert hat – und noch absolviert –, ist eine Rarität. Zumal es nach dem weltberühmten Tenor dieses Namens nun den Bariton Domingo gibt, der nun auch schon eine Zeit lang im internationalen Musikbusiness mitmischt.

Tatsächlich hat Domingo an der Wiener Staatsoper nicht mit vielen Partien zweistellige Aufführungszahlen erreicht, eine davon aber, der Simon Boccanegra, firmiert mit 17 Abenden in der Liste. Damit steht eine Bariton-Rolle auf Rang zwei der Wiener Domingo-Charts, übertroffen nur vom Otello, den der Tenor 21 Mal verkörpert hat.

Verdis Heldenrolle, die man oft genug als Verbeugung vor der Musikdramatik Richard Wagners gedeutet hat, war über längere Zeit sozusagen Domingos Erbpacht – und zwar auf allen bedeutenden Opernbühnen der Welt. Die Kombination aus Italianità und schierer Vokalkraft, die hier gefordert ist, bewältigen in jeder Generation nur wenige Sänger. Man kann sie stets an einer Hand abzählen. In der Domingo-Otello-Ära nutzten die meisten Melomanen immer nur einen Finger, wenn es darum ging, die aktuell möglichen Besetzungen für den Titelhelden dieser Oper aufzuzählen.

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Darf man einen großen Künstler würdigen und etwaige Verfehlungen beiseite lassen? Nein. Aber sie sollten das Urteil über ihn nicht trüben.

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