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Crowdinvesting: Wachstum fiel 2020 schwächer aus

Skepsis der Anleger ist wegen der Coronakrise größer. Anbieter halten sich noch zurück.

Crowdinvesting, also die Aufnahme von Geld vieler kleiner Investoren, war auch im von der Coronakrise geprägten Jahr 2020 ein Wachstumsmarkt. Wegen eines gedämpfen Anlegerverhaltens und eines reduzierten Angebots fiel das Wachstum 2020 mit 5,6 Prozent laut Zahlen von CrowdCircus allerdings deutlich schwächer aus als in den vergangenen Jahren. Die Platzhirsche der Branche, nämlich auf Immobilien spezialisierte Plattformen, sind jedoch gut durch die Krise gekommen.

Dass die Branche nach Jahren des starken Wachstums nun einen Zenit überschritten hätte, glauben Andreas Zederbauer, Co-Gründer und Geschäftsführer bei dagobertinvest, und Sebastian Scholda, Co-Gründer und Geschäftsführer von CrowdCircus, nicht. "2021 wird es wieder besser werden, wenn mehr Sicherheit auf der Anlegerseite entsteht", sagte Zederbauer am Donnerstag.

Kleinere Projekte

Auch Scholda rechnet damit, dass der Dämpfer von 2020 wieder aufgeholt wird. Bei den meisten Plattformen seien die Projektpipelines derzeit voll. In Zeiten der Krise und wenn die Skepsis der Anleger größer ist, seien jedoch auch die Anbieter mit der Ausgabe neuer Projekte zurückhaltender.

Im Verhältnis zu den vergangenen Jahren fiel das Wachstum 2020 allerdings geringer aus. Insgesamt wurden 2020 72,3 Mio. Euro mittels Crowdinvesting eingesammelt. Die durchschnittliche Projektgröße sank von rund 575.600 Euro 2019 auf 450.300 Euro. Das hieße aber nicht, dass die Projekte kleiner werden, sondern eher, dass viele neue, kleinere Projekte dazugekommen seien, so Scholda. Die durchschnittliche Investmenthöhe pro Investor und Projekt belief sich auf 2.100 Euro.

Die Player

Die eindeutigen Platzhirsche am Markt sind in Österreich auf Immobilien spezialisierte Crowdinvesting-Plattformen. Insgesamt entfielen mehr als 62 Mio. Euro oder gut drei Viertel des 2020 investierten Crowdkapitals (76,3 Prozent) auf Immobilien-Investments. Die größten Player in diesem Bereich sind Rendity, dagobertinvest und Home Rocket. Weit abgeschlagen dahinter rangierten Investments in Nachhaltigkeit- und Zukunftsthemen (rund 7 Prozent) sowie Gesundheit (rund 4,5 Prozent).

Diese starke Konzentration auf Immobilien-Investments gebe es vor allem in Österreich und Deutschland, so Scholda. Geschuldet sei das unter anderem einem konservativen Investorenverhalten in diesen Ländern. In Skandinavien oder Großbritannien machten beispielsweise Unternehmensbeteiligungen einen sehr viel größeren Bereich aus.

EU-Verordnung

Verschieben könnte sich das herrschende Verhältnis in Österreich durch die im Herbst erlassene EU-Verordnung, die es ermöglicht, mit nur einer Konzession - dem Europäischen Pass - in der gesamten EU als Crowdinvesting-Plattform tätig zu sein. Dann könnten durch den Markteintritt von Plattformen aus anderen EU-Ländern andere Bereiche, beispielsweise die Unternehmensfinanzierung und der Bereich der Nachhaltigkeit, stark aufholen, so Scholda.

Für die EU-Verordnung gilt eine 12-monatige Übergangsfrist, ab Herbst 2021 wäre dann "der früheste Zeitpunkt", um eine EU-weite Konzession bei der zuständigen Behörde - in Österreich bei der Finanzmarktsufsicht (FMA) - zu beantragen, so Scholda. Zederbauer, der den EU-Pass auch für dagobertinvest beantragen will, rechnet damit, dass es ab November noch weitere drei bis vier Monate dauern wird, bis seine Plattform die Konzession wirklich in der Hand hat und damit agieren kann. Ungünstig wäre es jedoch, wenn andere Länder schneller mit der Umsetzung wären als Österreich und dann schneller in den heimischen Markt eintreten könnten als österreichische Crowdinvesting-Plattformen über die Landesgrenzen gehen könnten. (APA)

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