Coronavirus

Ungarn kauft als erstes EU-Land russischen Impfstoff Sputnik V

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Der Imfpstoff soll in drei Tranchen geliefert werden. Regierungschef Orbán kritisiert die EU wegen der schleppenden Impfstoffbeschaffung.

Als erstes EU-Land kauft Ungarn den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V, obwohl dieser in der Europäischen Union bislang keine Zulassung hat. Das gab der ungarische Außenminister Peter Szijjarto, der sich aktuell zu Verhandlungen in Moskau aufhält, am Freitag laut Ungarischer Nachrichtenagentur MTI bekannt. Konkret gehe es dabei um zwei Millionen Dosen - also Vakzine für insgesamt eine Million Menschen. Einen Zeitpunkt, ab wann der Impfstoff "Sputnik V" verabreicht wird, nannte Szijjarto keinen.

Der Kaufvertrag wurde bereits in der Nacht mit dem russischen staatlichen Investitionsfonds (RFPI) unterzeichnet, wobei die Lieferungen in drei Phasen erfolgen sollen - im ersten Monat 300.000 Dosen, im zweiten Monat 500.000 und im dritten Monat 200.000. Die ungarischen Behörden - das Landesinstitut für Gesundheitswesen (OGYEI) und das Nationale Zentrum für Volksgesundheit (NNK) - erteilten bereits die Notfallgenehmigung für den Einsatz des russischen Impfstoffes in Ungarn.

Den Kauf der Vakzine begründete Szijjarto damit, dass täglich 100 oder mehr Menschen in Verbindung mit dem Coronavirus sterben und die Pandemie-Einschränkungen der Wirtschaft täglich einen Schaden von zehn Milliarden Forint (27,98 Mio. Euro) zufügen.

Kritik an der EU

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán kritisierte erneut die Europäische Union wegen der schleppenden Impfstoffbeschaffung. Hersteller würden in ihren Lagern über Millionen Dosen Vakzine verfügen, nur gebe Brüssel keine Genehmigung für deren Einsatz, betonte Orbán am Freitag im Staatsrundfunk. Solange es keine Massenimpfungen gebe, solange blieben die Einschränkungen bestehen.

Die EU-Kommission sieht unterdessen kein Problem beim Kauf der russischen Vakzine durch Ungarn. Mitgliedstaaten dürften mit jenen Impfstoffherstellern, mit denen die EU keinen Vertrag abgeschlossen habe, Verhandlungen führen oder zu einer Vereinbarung kommen, erklärte ein EU-Kommissionssprecher am Freitag in Brüssel. Allerdings, betonte er weiter, müsse der Mitgliedstaat sicherstellen, dass die Vakzine nur innerhalb seines Landes verabreicht wird.

Die EU-Kommission schloss im Namen der Mitgliedstaaten mit den Herstellern Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca, Curevac, Johnson & Johnson und Sanofi Lieferverträge ab - davon sind in der EU allerdings derzeit nur die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna zugelassen. AstraZeneca soll Ende des Monats folgen.

(Reuters)

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