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Intel ist sich selbst am nächsten

Chips designen und auch produzieren. Intel will bei diesem Modell bleiben.
Chips designen und auch produzieren. Intel will bei diesem Modell bleiben.REUTERS
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Rückschläge, Produktionsprobleme und ein scharfer Wettbewerb ließ Anleger glauben, dass der Chipkonzern stärker auf Auftragsfertiger setzen wird. Die Hoffnung erfüllt sich nicht ganz.

Wien. Der weltgrößte Chipkonzern Intel will seine Prozessoren größtenteils weiterhin in eigenen Fabriken herstellen. Die meisten Produkte für 2023 würden in Intel-Werken gefertigt, kündigte der designierte Firmenchef Pat Gelsinger in der Nacht zu Freitag an. Für die Zukunft stellte er allerdings eine engere Zusammenarbeit mit Auftragsfertigern in Aussicht und sprach von einem zweigleisigen System. Anleger waren enttäuscht, dass Intel nicht radikaler auf Auftragsfertiger wie Taiwan Semiconductor Manufacturing oder Samsung Electronics setzt. Die Aktie gab nachbörslich fast fünf Prozent nach. „Sie sitzen das Problem aus“, sagte Analyst Patrick Moorhead von Moor Insights & Strategy.

Zuletzt sorgte die deutlich höhere Nachfrage nach PCs und Laptops dafür, dass Intel trotz Rückschlägen durch Produktionsprobleme und den scharfen Wettbewerb wieder besser durch die Coronakrise kam. Im vierten Quartal fiel der Umsatz um ein Prozent auf 20 Milliarden Dollar. Dies lag allerdings 2,6 Milliarden Dollar über den eigenen Erwartungen. Der Quartalsgewinn fiel jedoch um 15 Prozent auf 5,9 Mrd. Dollar.

Im gesamten Jahr konnte Intel seine Erlöse dagegen um acht Prozent auf den Rekordwert von 77,9 Mrd. Dollar steigern, der Gewinn ging um ein Prozent auf rund 21 Mrd. Dollar zurück.

Neue Herausforderungen

Die Quartalsergebnisse wurden am Donnerstag unüblicherweise kurz vor US-Börsenschluss veröffentlicht. Man sei darauf hingewiesen worden, dass eine Infografik zu den Zahlen vorzeitig außerhalb des Unternehmens im Umlauf gewesen sei, sagte ein Intel-Sprecher zur „Financial Times“. Man gehe einem unberechtigten Zugriff auf einige Zahlen nach, hieß es, und vermutet Hacker am Werk.

VMware-Chef und Intel-Veteran Gelsinger löst den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Bob Swan mit 15. Februar ab. Gelsinger muss vor allem die Probleme bei der Entwicklung einer neuen Generation von Prozessoren in den Griff bekommen. Nach Verzögerungen bei den 10-Nanometern-Vorgängern ist Intel nun auch bei der 7-Nanometer-Chip-Technologie spät dran. Seit Juli prüft das Unternehmen die Auslagerung von Produktionsprozessen – vor allem bei Hauptprozessoren.

Bereits jetzt gehört Intel zu den wenigen Chipkonzernen, die nicht nur entwickeln, sondern auch noch selbst herstellen, was deutlich höhere Kosten verursacht. Konkurrenten wie AMD überlassen das längst Auftragsfertigern. Allerdings gibt es aktuell Bemühungen der US-Regierung, die Chipfertigung in den USA zu fördern, um die Abhängigkeiten aus Asien zu reduzieren.

Apple kehrt Intel den Rücken

Jüngst verstärkte zudem Apple den Druck auf Intel, weil es seine Mac-Computer auf Prozessoren aus eigener Entwicklung umstellt, statt wie bisher Intel-Chips zu benutzen. Gelsinger zeigte sich jedoch überzeugt, dass der Konzern in eine Position der Stärke zurückfinden werde: „Intel hat auch früher schon Zyklen durchlebt.“ So habe man den Wandel der Branche zu Prozessoren mit mehreren Rechenkernen zunächst verpasst – dann in dem Bereich aber mehr als aufgeholt. Gelsinger war mehrere Jahrzehnte bei Intel gewesen, unter anderem als Technologiechef, bevor er 2009 wegging.

Für das laufende Quartal gibt sich Intel jedenfalls zuversichtlich. Die Nachfrage nach dem Angebot für Computer sei weiterhin „sehr stark“ und die Fokussierung auf Wachstumschancen zahle sich aus, sagte der scheidende Firmenchef Swan. Nun geht Intel davon aus, bis Ende März einen bereinigten Umsatz von 17,5 Mrd. Dollar zu erzielen. (Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2021)

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