Schule

"Keine verlorene Generation": Mehr Lehrer, mehr Förderung geplant

Bildungsminister Heinz Faßmann
Bildungsminister Heinz FaßmannAPA/GEORG HOCHMUTH
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Bildungsminister Faßmann präsentiert ein "Corona-Förderpaket für Schüler" im Umfang von 200 Millionen Euro. Ermöglicht werden sollen mehr Planstellen, Lernbetreuung in den Ferien und Fördereinheiten.

„Hinter uns liegt ein extrem mühsames halbes Jahr.“ Ein Satz, der vielfach auf Zustimmung trifft - insbesondere im Bildungsbereich. Denn das Coronavirus und die türkis-grünen Versuche, seine Verbreitung einzudämmen, trafen nicht zuletzt Schüler, Lehrer und Eltern massiv. Ob Masken, Abstandsregeln, (Selbst-)Testungen, Schichtbetrieb, Homeschooling - die Maßnahmen waren und sind facettenreich. Ein „Normalbetrieb“ noch länger nicht in Sicht. Aber: „Es hat wenig Sinn, nur zu bedauern, gar in Agonie zu verfallen“, mahnte Bildungsminister Heinz Faßmann am Montag. Man setzte alles daran „Kollateralschäden“ zu verhindern.

So sei man in Österreich nicht nur beim Einsatz von Gurgeltests „Pionier“ gewesen, sondern auch in Sachen „unkomplizierte Selbsttests für den vorderen Nasenbereich“. Deren Einsatz ermögliche es, Infektionen rasch zu erkennen. Gerade die Schnelltests seien in der „Erprobungsphase extrem gut angenommen worden“. Dass es diesbezüglich auch kritische Stimmen gibt, wolle er zwar nicht bestreiten, so Faßmann, allerdings sei ihm „unklar, welche Absichten damit verfolgt werden, außer: 'Ich bin dagegen.'“ 

Ziel müsse jedenfalls sein, so bald als möglich wieder regulären Präsenzunterricht abhalten zu können - und: etwaige Lerndefizite wettzumachen. Zwar wolle er nicht von „einem verlorenen Jahr oder einer verlorenen Generation“ sprechen, denn das Distance Learning sei bei vielen durchaus auf fruchtbaren Boden gefallen, jedoch eben nicht bei allen. Geschnürt wurde daher nun ein 200 Millionen Euro umfassendes „Corona-Förderpaket für Schülerinnen und Schüler“.

In dem Paket vorgesehen ist die Finanzierung von 4700 zusätzlichen Lehrerplanstellen. Weiters soll es im Durchschnitt pro Schulklasse und Woche - über alle Schulstufen und Schultypen hinweg - zwei zusätzliche Förderstunden geben. „Schulen mit besonderen Förderbedürfnissen erhalten ein bisschen mehr“, meinte Faßmann. Die „Feinsteuerung“ solle hier die Bildungsdirektion vornehmen.

Ebenfalls ermöglichen soll das Paket eine Lernbetreuung während der Semester- und Osterferien. Dies sei ein Angebot, für jene, „die einen dringenden Nachholbedarf haben“ oder für Familien, in denen sich die Betreuung zu Hause besonders herausfordernd gestalte.

Auch die „Sommerschule" soll aus den 200 Millionen Euro finanziert werden. Denn, diese habe sich „gut etabliert“, befand Faßmann, daher halte man daran fest. Alle Beteiligten hätte dieses Angebot für sinnvoll empfunden, weshalb man auch für das Jahr 2021 Lehramtsstudierende einladen werde, zu unterrichten. Angepeilt würden rund 50.000 Plätze. Die Möglichkeit der kostenlosen Nachhilfe (www.weiterlernen.at) bleibe überdies bestehen, kündigte der Minister an - und appellierte daran, davon Gebrauch zu machen: Es gebe noch freie Plätze. 

„Sind nicht der zweite, verlorene Corona-Jahrgang“

Bundesschulsprecherin Alexandra Bosek ergänzte, dass sie in den vergangenen Wochen und Monaten viele Schulen besucht habe. Dabei festgestellt habe sie „Bildungslücken“ - sie seien bereits während des ersten Lockdowns im Frühjahr entstanden und hätten sich seit dem Herbst vergrößert. Nicht alle Schüler seien digital gut zu erreichen bzw. kämen mit den neuen Umständen gut zurecht, daher sei es wichtig, den Präsenzunterricht so schnell wie möglich wieder zu etablieren. Wie Faßmann zuvor, betonte auch sie: Verloren sei nichts - keiner werde auf der Strecke bleiben. „Wir sind ganz und gar nicht der zweite, verlorene Corona-Jahrgang“, sagte Bosek.

Aus Sicht der Schulleiterin Irene Ille müsse man in Pandemiezeiten „großen Mut zur Lücke" haben, die ihrerseits für eine Rückkehr zum Regelschulunterricht plädierte. Ja, es gebe eine „Bildungsschere“, doch habe man in den vergangenen Monaten auch viel gelernt und sei nicht so schlecht vorbereitet gewesen, wie oft angenommen worden sei. Es sei wichtig, auch diese „guten Nachrichten“ zu verbreiten, mahnte sie die Journalisten. Lesen Schüler von einer „verlorenen Generation", könne dies einige in eine Depression stürzen. Doch nicht nur die Medienvertreter, auch die Eltern nahm Ille in die Pflicht: Es sei an ihnen, die angebotenen Fördermaßnahmen auch in Anspruch zu nehmen.

Ihren letzten Appell (in der Wortwahl den Durchhalteparolen von Gesundheitsminister Rudolf Anschober sehr ähnlich) richtete die Schulleiterin an die Gesamtbevölkerung: „Geben wir nicht auf. Wir schaffen die letzten Kilometer dieses mühsamen Marathons auch.“ 

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