Er war ein großer Erzähler, auch in seiner Malerei. Arik Brauer war eine wesentliche Figur der Wiener Nachkriegsmoderne. Statt des Skandals wählte er Sanftmut und Reichtum in Farben, Formen, Geschichten.
Es sind diese dunkelbunten Bilder, in die man sich träumen kann, die einen zweifeln machen, ob die eigenen Träume, vor allem die als Kind, wirklich die eigenen und nicht tatsächlich aus Arik Brauers Pinsel geflossen waren. In Öl auf Holz, wie die sehr Alten Meister es taten, Bosch und Breughel, an die sich der junge Brauer und seine ebenfalls jungen Kameraden wendeten, um ihre Alpträume, die des gerade damals zu Ende gegangenen Zweiten Weltkriegs, zu bannen.
Diese räumliche und zeitliche Gleichzeitigkeit einer mittelalterlichen Erzählung in nur einem Bild ist typisch für Brauer, es sind Wimmel- und Suchbilder im besten Sinn, in einem märchenhaft-narrativen Stil, der nach dem Krieg nicht nur seine Berechtigung, sondern in Wien auch eine absolute Dringlichkeit hatte: Der „Phantastische Realismus“, dessen letzter Hauptvertreter jetzt mit Brauer gestorben ist, hat den Pariser Surrealismus mehr als internationale Entschuldigung genommen, um an die Wiener Avantgarde der Zwischenkriegszeit mit ihrer reichen, magischen Erzählkultur anzuknüpfen, für die etwa die schillernde Figur des phantasmagorischen, theatralen Malers und Doderer-Freunds Albert Paris Gütersloh stand.