Roter Teppich. Der ägyptische Staatschef Abdel Fattah al-Sisi im Dezember auf Besuch bei seinen französischen Verbündeten.
Jahrestag

Ägyptens verkaufte Revolution

Zehn Jahre nach Beginn des Aufstands in Kairo herrscht Autokrat Sisi mit eiserner Faust. Der Westen akzeptiert das. Doch Biden ist gegen Blankoschecks für Trumps „Lieblingsdiktator“.

Es sind schreckliche Details, die der Bericht von Amnesty International zutage fördert: Die Gefängniszellen sind überbelegt, die hygienischen Bedingungen schlecht. Häftlinge erhalten keine ordentliche Ernährung und medizinische Behandlung. Für ihren neuen Report hat die Menschenrechtsorganisation auch ein Video ausgewertet, das im Oktober aus dem Gefängnis von al-Aqrab geschmuggelt worden sein soll. Und schildert katastrophale Zustände wie diese: Auf etwa sechs Quadratmetern sind vier Gefangene zusammengepfercht. Es gibt kein Fenster, die Zelle ist schimmelig und verschmutzt. Der Bericht von Amnesty International über die verheerende Lage in ägyptischen Haftanstalten wurde am Montag veröffentlicht. Es ist ein spezieller Tag, denn genau vor zehn Jahren, am 25. Jänner 2011, begannen die Demonstrationen gegen Ägyptens damaligen Machthaber Hosni Mubarak. Wenige Wochen später musste Mubarak als Präsident zurücktreten.

Das alte System ist zurück

Alles hatte mit einem Protest gegen Gewalt und Willkür der Sicherheitskräfte am „Tag der Polizei“ begonnen. Warum sollen wir an dem Tag unsere Polizisten feiern, wenn sie uns misshandeln? Diese Frage stellten die Demonstranten damals. Wie sehr zehn Jahre später Gewalt des Sicherheitsapparats an der Tagesordnung ist, zeigt sich gerade im neuen Bericht von Amnesty International. Und auch sonst ist wenig übrig geblieben von den Forderungen und Hoffnungen der Zehntausenden Aktivisten, die damals den Tahrir-Platz in Kairo besetzt und zum Zentrum ihrer „Revolution“ gemacht hatten.

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