Ausstellungsdesign

Szenografie: Wenn der Raum zur Bühne wird

Die Ausstellungsgestalter sitzen am atmosphärischen Mischpult: Ein Buch zur Geschichte der Szenografie zeigt, wie man Räume zum Sprechen bringt.

Nimmt man die Exponate weg, bleibt nicht mehr viel übrig – an Inhalt und Bedeutung. Dafür viel Weiß und Licht: Auch der klassische „White Cube“ als Ausstellungsraum ist Szenografie. Denn die wichtigste Designentscheidung ist in diesem Fall: Die Exponate am besten sich selbst überlassen. In einem Setting wie der Wiener Secession, haben die Objekte die stärkste Stimme. Der Raum dafür blendet sich schweigsam aus. An vielen anderen Stellen der Museums- und Ausstellungsarchitektur des Planeten artikuliert der Raum aber so einiges. Und was er konkret zu erzählen hat, legen ihm gern die Szenografen in den Mund.

Doch viele dieser Ideen und Entwürfe bleiben stumm, wenn die Miniaturarchitekturen und Displays zusammengeklappt, eingepackt und gestapelt in Depots auf bessere Zeiten warten. So auch die Ausstellung „100  Jahre Arbeiterkammer Steiermark“, die Erika Thümmel im letzten Jahr zweimal im Begriff war aufzubauen – bevor der jeweilige Lockdown die Ausstellung wieder in den Keller schickte und die Digitalisierung die sonst physisch erlebbaren Exponate der Museen noch konsequenter zerstäubte: in Pixel, Bits und Clouds. Für Thümmel steht jedenfalls fest: „Die Dinge, die man im Raum erlebt, sind für uns Menschen die primäre Informationsquelle.“

Schon das Bild von einem Gegenstand schaltet so manche Informationen auf stumm, ganz abgesehen von anderen Filtern, die die digitalen Medien gern über die Wirklichkeit legen. Thümmel ist Restauratorin, Künstlerin und Szenografin und kann in dieser Rolle den Dingen im Raum sogar noch ein paar Informationen herauskitzeln, die sie sonst von selbst nicht gleich preisgegeben hätten. Als Szenografin sitzt sie, erklärt Thümmel, wie vor den Reglern eines Mischpults, um das, was dem Inhalt der Ausstellung, der Atmosphäre und Inszenierung dient, laut und hell zu drehen. Anderes dafür aufgedämpft und leise. Thümmel unterrichtet seit Jahren am Masterstudiengang „Ausstellungsdesign“ der FH Joanneum in Graz, in Laufe ihrer Lehrtätigkeit dort hat sie einiges an Vokabular gesammelt, das Ausstellungsdesigner heute gern in ihren Entwürfen ausformulieren – zusammengefasst und entlang der Zeitachse eingeordnet hat es Thümmel in ihrem Buch „Die Sprache der Räume“, erschienen im Verlag Birkhäuser.

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