Kolumne „Führungsfehler“. Ein Produktionsbetrieb. Der Geschäftsführer liebte kurze, knappe Stellenbeschreibungen. Je kürzer, desto besser.
Zu Jahresbeginn ließ der Geschäftsführer die im Vorjahr eingestellten Mitarbeiter zu sich kommen.
"Wo ist der Bericht zur Einhaltung der gesetzlichen und technischen Normen in der Produktionsstraße?" blaffte er den Qualitätskontrolleur an. Der junge Ingenieur wurde blass. Er war Qualitätskontrolleur, so war die Stelle ausgeschrieben, so stand es in seinem Arbeitsvertrag. Er war mehr als ausgelastet mit der Qualitätskontrolle des Endprodukts, machte ohnehin schon unbezahlte Überstunden. Hätte er gewusst, dass er auch die Produktionsstraße evaluieren sollte, hätte er sich nicht beworben. Das konnte er nicht. Man löste das Arbeitsverhältnis einvernehmlich auf.
"Sie haben Ihr Ziel nicht erreicht!" blaffte der Geschäftsführer den neuen Kundenbetreuer an. Der verstand die Welt nicht mehr. Seine Umsatzzahlen passten. Im Jobinserat war gestanden, dass er einen Kundenstock übernehmen, servicieren und Neukunden gewinnen sollte. Er war mit der Betreuung der Bestandskunden voll ausgelastet. Ein paar neue hatte er gewonnen, zu mehr reichte die Zeit nicht. Jetzt erfuhr er, dass er den Kundenstock hätte verdoppeln sollen. Er wurde gekündigt.
"Ihre Daten sind ein Chaos!" schimpfte der Geschäftsführer die Datenqualitätsmanagerin. Ja, die Daten waren ein Chaos, weil die Kundenbetreuer es mit der Datenerfassung und -aktualisierung nicht ernst nahmen. Die Urgenzen der Datenqualitätsmanagerin ignorierten sie. Jetzt erfuhr sie, dass sie das alleine bereinigen und die Kundenbetreuer in Ruhe hätte lassen sollte. Sie kündigte.
Verärgert beklagte sich der Geschäftsführer bei der HR Managerin. Als sie anklingen ließ, dass sich bei den angebotenen Jahresgehältern keine eierlegende Woll-Milch-Reit-Säue bewerben würden, verwies er auf das angespannte Budget.
Er bekam gar nicht mit, dass sie selbst längst auf Jobsuche war.
Das Management. Unendliche Möglichkeiten für Führungsfehler im engeren Sinn (Mitarbeiterführung) und im weiteren (Organisationsführung). Wenn Sie einen Führungsfehler loswerden wollen, schreiben Sie an: andrea.lehky@diepresse.com
Ähnlichkeiten mit realen Personen und Organisationen sind zufällig und nicht beabsichtigt.