Gastkommentar

Der US-Wiedereintritt in das Pariser Klimaabkommen wird wenig bewirken

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FILES-GREENLAND-DENMARK-NATURE-ENVIRONMENT-CLIMATE-GLACIER-ANNIVAPA/AFP/JONATHAN NACKSTRAND
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Das Pariser Klimaabkommen zwingt Volkswirtschaften dazu, weniger oder teurere Energie zu nutzen. Klüger und erfolgsversprechender wäre es, viel mehr in die Forschung und Entwicklung von grüner Energie investieren.

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Unmittelbar nach seinem Amtsantritt leitete US-Präsident Biden die Rückkehr der USA zum Pariser Klimaabkommen ein. Laut Biden sei der Klimawandel "eine existenzielle Bedrohung für unsere Gesellschaft, Wirtschaft, nationale Sicherheit und Umwelt." Um ihn zu bekämpfen, will Biden jedes Jahr 500 Milliarden Dollar für die Klimapolitik ausgeben, also 1500 Dollar pro US-Bürger.

Es stimmt, der Klimawandel ist ein Problem. Aber Bidens Klima-Alarmismus ist fast durchweg falsch. Von den Bürgern zu verlangen, jedes Jahr Abstriche in Höhe von 1500 Dollar zu machen, ist unhaltbar. Insbesondere, wenn Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Amerikaner nicht einmal bereit ist, auch nur 24 Dollar pro Jahr für das Klima zu investieren.

Die Pariser Klimapolitik wird nur wenig erreichen und dabei viel kosten. Biden hat Recht, wenn er das Problem hervorhebt, aber er sollte einen klügeren Weg für die Zukunft wählen.

Der Klima-Alarmismus ist aber übertrieben. Betrachten wir z.B. die Hurrikane. Letztes Jahr haben Sie bestimmt gehört, dass die globale Erwärmung zu "rekordverdächtigen" Hurrikanen geführt hat. Tatsächlich waren sie 2020 im Nordatlantik überdurchschnittlich stark. Das liegt zum Teil am natürlichen La-Niña-Phänomen und ist nur insofern rekordverdächtig, als dass Satelliten mehr Stürme erkennen konnten. Gemessen am gesamten Hurrikan-Schadenspotenzial war der Nordatlantik 2020 nicht einmal unter den Top Ten. Im übrigen Teil des Planeten lagen die Hurrikane weit unter dem Durchschnitt, einschließlich des Pazifiks, der südlichen und nördlichen Hemisphäre. Global gesehen war das Jahr 2020 eines der schwächsten Hurrikan-Jahre in der 40-jährigen Satellitenaufzeichnung.

Wir denken, dass 2020 ein großes Hurrikan-Jahr war, weil wir sorgfältig ausgewählte Geschichten darüber gelesen haben, wo und wann sie auftraten. Wir haben hingegen keine Geschichten über die vielen weiteren Orte und Zeiten gesehen, an denen sie nicht auftraten.

Das ist der Grund, warum der weit verbreitete Klima-Alarm von den jahrzehntelangen klimaökonomischen Forschungen abweicht. Die zeigen, dass die Gesamtauswirkungen des Klimawandels negativ, aber durchaus überschaubar sind. Der Weltklimarat der UN, der Goldstandard der Klimawissenschaft, sagt, dass die Gesamtauswirkungen des Klimawandels in den 2070er Jahren einer durchschnittlichen Einkommensminderung von 0,2-2 Prozent entsprechen. Da die UN auch davon ausgeht, dass der globale Wohlstand bis dahin um das 3,63-fache steigt, bedeutet die globale Erwärmung, dass wir "nur" 3,56 Mal so reich sein werden. Das ist ein Problem, aber nicht die von Biden heraufbeschworene existenzielle Bedrohung.

Hohe Kosten

Ein Wiedereintritt in das Pariser Abkommen wird nur sehr wenig lösen, und das zu hohen Kosten. Nach den Schätzungen der UN wird es, wenn alle Nationen ihre Versprechen einhalten (einschließlich Obamas Versprechen für die USA), so wenig bewirken, dass die globale Temperatur bis 2100 um weniger als 0,05°C gesenkt wird.

Und Paris ist teuer, weil es die Volkswirtschaften dazu zwingt, weniger oder teurere Energie zu nutzen. In vielen Studien beläuft sich die Belastung für die Volkswirtschaften auf 1 bis 2 Billionen Dollar an verlorenem Bruttoinlandsprodukt jedes Jahr nach 2030. Zwar wird auch Positives erreicht, aber jeder investierte Dollar bringt nur etwa elf Cent an langfristigem Klimanutzen.

Während Politiker auf beiden Seiten des Atlantiks auch über den Nutzen für Arbeitsplätze sprechen, zeigt die Wirtschaftsforschung, dass grüne Ausgaben vorhersehbar mehr grüne Arbeitsplätze schaffen werden. Aber da die Subventionen mit höheren Steuern durch den Rest der Wirtschaft bezahlt werden, wird eine gleiche Anzahl von Arbeitsplätzen an anderer Stelle verschwinden. In Großbritannien spricht Premierminister Johnson aufgeregt über fünf Millionen neue grüne Arbeitsplätze, während seine Berater ihn nun warnen, dass 10 Millionen andere Arbeitsplätze gefährdet sein könnten.

Biden, die EU und andere reiche Länder versprechen nun, ihre Volkswirtschaften bis 2050 klimaneutral zu machen. Es gibt leider nur eine Nation, die eine unabhängige Kostenschätzung für dieses Netto-Null-Ziel vorgenommen hat, nämlich Neuseeland. Dort fand man heraus, dass die durchschnittlichen Kosten im besten Fall 16 Prozent des BIP betragen. Das bedeutet für die USA zur Mitte des Jahrhunderts einen Wohlstandsverlust von mehr als fünf Billionen Dollar pro Jahr. Solche Kosten machen diese Politik auf lange Sicht unhaltbar.

Reiche Länder allein erreichen wenig

Darüber hinaus können die reichen Länder allein nur sehr wenig erreichen. Stellen Sie sich vor, sämtliche OECD-Staaten würde heute alle CO₂-Emissionen stoppen und nie wieder damit anfangen. Das wäre ökonomisch absolut verheerend: Die Covid-19-Lockdowns haben die Emissionen nur um weniger als zehn Prozent gesenkt. Die globale Erwärmung würde dennoch bis zum Ende des Jahrhunderts nur um 0,4°C reduziert werden. Das liegt daran, dass drei Viertel der Emissionen des 21. Jahrhunderts aus dem Rest der Welt kommen werden - insbesondere aus China, Indien, Afrika und Lateinamerika. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Länder ein langsameres Wirtschaftswachstum akzeptieren werden, um ein Problem von zwei Prozent in 50 Jahren zu lösen.

Glücklicherweise gibt es einen deutlich klügeren Weg in die Zukunft: Wir müssen viel mehr in die Forschung und Entwicklung von grüner Energie investieren. Wie Bill Gates sagt: „Uns fehlen etwa zwei Dutzend großartige Innovationen“ um das Klima zu verbessern. Wenn wir den Preis für grüne Energie unter den für fossile Brennstoffe senken könnten, wären es nicht nur wenige, wohlmeinende Menschen aus dem reichen Westen, die ein wenig Emissionen einsparen würden. Jeder würde umsteigen und damit das Klimaproblem lösen.

Die Kosten wären viel geringer und die Maßnahmen viel leichter umsetzbar. Glücklicherweise ist dieser Innovationsansatz auch eines der Versprechen, die Biden gemacht hat. In der Tat haben sich am Rande des Pariser Gipfels mehr als 20 Länder - darunter auch Österreich - verpflichtet, ihre Investitionen in Forschung und Entwicklung für saubere Energie bis 2020 zu verdoppeln. Die meisten Länder haben diese Zusage noch nicht eingehalten. Dabei wäre dies sowohl für die USA als auch für Österreich eine viel effektivere, günstigere und nachhaltigere Strategie.

Björn Lomborg ist Präsident des Copenhagen Consensus Centers und Visiting Fellow an der Hoover Institution, Stanford University. Sein aktuelles Buch ist “False Alarm: How Climate Change Panic Costs Us Trillions, Hurts the Poor, and Fails to Fix the Planet”.

Aus dem Englischen übersetzt von Andrea Böll.

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