Die Interessensvertretung "probahn" fordert mehr statt weniger Schaffner für die ÖBB. Mit den Bundesländern müsse vereinbart werden, dass es für jeden einzelnen Zug einen Schaffner gibt.
Die Interessensvertretung "probahn" lehnt Einsparungen beim Zugpersonal der ÖBB strikt ab. "Mehr Schaffner" statt "Einsparen oder Festhalten am status quo" müsse das Motto der Bahn sein. Den natürlichen Abgang nicht zu ersetzen, wie die ÖBB heute angekündigt hatten, führe letztlich auch zu weniger Zugpersonal, warnt "probahn" heute, Dienstag, in einer Aussendung.
Vorbild Tirol: Schaffner für alle Züge
Der Schaffnerbetrieb müsse in Verträgen mit allen Bundesländern verankert werden, teilte "probahn" mit. Vorbild sei Tirol, wo mit den ÖBB im Verkehrsdienstvertrag vereinbart wurde, dass in jedem Zug Schaffner anwesend sein müssen.
Der neue ÖBB-Chef Christian Kern müsse die Möglichkeit und Zeit bekommen, um den Konzern umzustrukturieren. Die "Verschlankung" des ÖBB-Managements mit 26 Direktoren und über 100 leitenden Angestellten werde zu massiven Kosteneinsparungen führen.
ÖBB: Schaffnerlose Züge möglich
Die ÖBB haben einen Bericht des "Standard" (Dienstagsausgabe) dementiert, wonach im Nahverkehr "bis zu 300 Schaffner-Jobs" wackeln würden. Zugbegleiter würden weiterhin auch im Nah- und Regionalverkehr eingesetzt, auch wenn der technische Fortschritt das schaffnerlose Zugfahren möglich mache. "Theoretisch könnten wir Schaffner einsparen, das tun wir aber nicht", sagte der Sprecher der ÖBB Personenverkehrs AG, Thomas Berger. "Keiner wird gefeuert". Lediglich natürliche Abgänge, also Pensionierungen, würden nicht nachbesetzt. Diese würden sich aber nur im Rahmen von 30 bis 50 Mitarbeitern pro Jahr bewegen.
Zug fährt auch ohne Schaffner ab
Technischer Fortschritt bei Fahrzeugen und Infrastruktur mache es möglich, dass auf immer mehr Strecken der Triebfahrzeugführer alleine einen Zug führen könne. Bisher sei in vielen Zügen ein Zugbegleiter aus betrieblichen Gründen notwendig gewesen: Er signalisierte dem Triebfahrzeugführer, dass alle Einstiegsbereiche frei sind, und fertigte den Zug ab. Aufgrund von Außenkameras am Fahrzeug bzw. am Bahnsteig mit Überwachungsmonitor sei es nun für den Lokführer möglich, alle betrieblichen Aufgaben des Zugbegleiters zu übernehmen.
"Schwarzkappler"-Teams für die ÖBB?
Die Zugbegleiter würden dadurch von diesen Aufgaben entlastet und mehr Zeit für die Kunden haben sowie auch für die stichprobenartige Fahrkartenkontrolle eingesetzt. Die Züge im Nah- und Regionalverkehr würden aber unregelmäßig mit Zugbegleitern besetzt. Nicht jeder Zug werde also immer mit Schaffnern besetzt sein. Die Schaffner würden in Teams auftreten. "Im Fernverkehr wird's weiterhin Zugbegleiter geben", erläutert Berger.
(Ag.)