Kunstlicht

Nachruf auf Beethovens Sterbeboden, in dem das Böse lauert

Mark Niedermann für Tom Postma Design
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Wenn die Museen am 8. Februar wieder aufsperren dürfen, wird das KHM dies ohne die Beethoven-Ausstellung tun. Sie wird derzeit abgebaut.

Verschwunden ist er wieder, vor unseren geschlossenen Augen sozusagen. Der Boden, auf dem Beethoven starb, diese strotzend leere Projektionsfläche, die sich mitten in der großen Beethoven-Ausstellung im Kunsthistorischen Museum in all ihrer Wucht vor uns ausbreitete.

Wenn das Kunsthistorische wieder öffnet, falls die Museen das am 8. Februar dürfen, wird es das ohne diese Ausstellung tun, wird nichts mehr erinnern an dieses synästhetische Ereignis. Es entschwand, wie es entstanden war – still und heimlich, eine Ausstellung, beauftragt von einem designierten, nie angetretenen Direktor, an einem Unort, ohne Ziel und Wollen. Genau das gab diesem kuratorischen Unterfangen diese unvergleichliche, wie Beethoven schreiben würde, „Freyheit“.

Nun werden die 74 auf einem ansteigenden Podest ausgelegten stumpfen Bodenplatten von behandschuhten Händen sachte verpackt. Zurück ins Depot des Wien-Museums verbracht, wo die insgesamt 325 Parketttafeln aus Beethovens letzter Wohnung bisher gelagert waren. Nie waren sie in diesem Ausmaß, mit solcher Geste ausgestellt worden. Nie werden sie das wieder in einer solch intensiven Inszenierung, sei hier prophezeit: Eine in ihrer Schäbigkeit und Aufladung im Halbdunkel unheimlich schimmernde Bühne, aufgespannt zwischen den Künsten und Zeiten, zwischen Verletzlichkeit und Radikalität, Goyas „Caprichos“ und Anselm Kiefers dämonisch romantischem Hitlergruß unter „gestirntem Himmel“.

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