ÖBB-Züge sollen wie U-Bahnen werden

(c) Michaela Bruckberger
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Fixe Schaffner werden im Nahverkehr zunehmend durch stichprobenartige Kontrollen ersetzt, möglich wurde diese Entwicklung durch technische Neuerungen. Auch für Fragen der Kunden soll dann mehr Zeit sein.

Wien (red.). „Guten Tag, Fahrscheine bitte!“ Diesen Spruch werden Fahrgäste in ÖBB-Nahverkehrszügen künftig seltener zu hören bekommen. Die Bahn ist nämlich dabei, ihren Anteil an Zügen ohne Zugbegleiter weiter auszubauen. Schon jetzt sind rund 50Prozent der etwa 4300 Züge pro Tag ohne fixen Schaffner unterwegs, Tendenz steigend.

Wie berichtet, sorgte nun ein ÖBB-internes Papier für Aufregung, demzufolge 380 Schaffner – rund ein Drittel aller Zugbegleiter – wegrationalisiert werden könnten. Von der Bahn wurden entsprechende Medienberichte jedoch dementiert: Es sei kein Personalabbau in dieser Größenordnung geplant. Dass die 380 Schaffner nicht einfach auf die Straße gesetzt werden können, liegt freilich in der Natur der Sache – handelt es sich dabei ja großteils um pragmatisierte Beamte. Allerdings gibt es zurzeit einen Aufnahmestopp bei Schaffnern. Jene rund 50 Mitarbeiter, die heuer in Pension gehen, werden nicht nachbesetzt, heißt es bei den ÖBB.

Mehr Zeit für Fragen?

Langfristig sollen die Nahverkehrs- und Regionalzüge nur noch den Lokführer an Bord haben. Die Schaffner werden stichprobenartig und in größeren Teams in den Zügen unterwegs sein und die Fahrscheine kontrollieren. Auch für Fragen der Kunden soll dann mehr Zeit sein, heißt es zumindest bei den ÖBB.

Möglich wurde diese Entwicklung durch technische Neuerungen, so die Bahn in einer Aussendung. Früher mussten die Schaffner vor der Abfahrt des Zuges aus einer Station kontrollieren, ob alle Türen frei waren. Heute kann dies der Lokführer mittels Kameras selbst machen – ähnlich wie bei U-Bahnen. Der Fernverkehr ist von diesen Änderungen ausgenommen, dort soll es weiterhin fixe Schaffner geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.09.2010)

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