Clinton: Geplante Koran-Verbrennung "schändlich"

Clinton Geplante KoranVerbrennung schaendlich
Clinton Geplante KoranVerbrennung schaendlich(c) AP (Raoux)
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In Florida will eine kleine Kirchengemeinde am Jahrestag der Terroranschläge von 9/11 öffentlich den Koran verbrennen. Die US-Regierung verurteilt das Vorhaben.

Die US-Regierung zeigt sich empört über die geplante öffentliche Koran-Verbrennung durch eine kleine radikale Kirchengemeinde in Florida. US-Außenministerin Hillary Clinton kritisiert das Vorhaben am Dienstagabend scharf. Sie fühle sich "ermutigt von der klaren, unmissverständlichen Verurteilung dieses respektlosen, schändlichen Akts" durch führende Vertreter aller Glaubensrichtungen in den USA.

Muslimische, christliche und jüdische Vertreter in Washington hatten die geplante Aktion als "besonders ungeheuerliches" Vorhaben kritisiert.

"Welt darf USA nicht an dieser Aktion messen"

Der Sprecher des US-Außenministeriums, Philip Crowley, sprach von einer Provokation. Die Aktion zeige Respektlosigkeit gegenüber einer Religion. Zugleich betonte Crowley, dass es sich um eine extrem kleine Religionsgemeinschaft handle. Die Welt dürfe Amerika "nicht an der Aktion eines Pastors oder 50 Anhänger" messen. Crowley erinnerte auch daran, dass die Stadtverwaltung die Aktion verboten habe. Es sei jedoch unklar, ob sich die Kirchengemeinde daran halten werde.

Das Weiße Haus warnte vor einer zusätzlichen Gefährdung der ausländischen Truppen in Afghanistan. Der Sprecher von Präsident Barack Obama, Robert Gibbs, erklärte: "Jede solche Aktion, die unsere Soldaten in Gefahr bringt, stellt für die Regierung eine Besorgnis dar." Auch Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen äußerte sich besorgt. Koran-Verbrennungen widersprächen "allen Werten, für die wir stehen und für die wir kämpfen".

In Kabul kam es bereits zu Protesten vor einer Moschee. Aufgebrachte Gläubige verbrannten amerikanische Flaggen und riefen "Tod für Amerika".

"Islam ist eine schlechte Religion"

Das evangelikale Dove World Outreach Center in der 120.000- Einwohner-Stadt Gainesville hat den 11. September zum "Internationalen Tag der Koran-Verbrennung" erklärt. Es wolle der Opfer der Terroranschläge vor neun Jahren gedenken und dem radikalen Islam eine klare Absage erteilen, sagte der Gemeindepastor Terry Jones. Der Koran sei für den 11. September verantwortlich. "Der Islam ist eine schlechte Religion", so Jones.

Jones nannte die Sorgen um die US-Soldaten in Afghanistan zwar durchaus berechtigt. Er wolle die Verbrennung aber trotzdem nicht absagen: "Wir müssen eine klare Botschaft an den radikalen Islam senden, dass wir seine Drohungen und die Verbreitung von Angst hier bei uns in Amerika nicht tolerieren".

Muslime in den USA

Die Muslime sind in den USA - anders als in Europa - eine sehr kleine Minderheit. Die Zahlen schwanken zwischen 1,3 Millionen und sieben Millionen (Council on American-Islamic Relations). In der EU leben rund 20 Millionen Muslime.

2006 hatten Karikaturen des Propheten Mohammeds in dänischen Medien gewaltsame Proteste in der muslimischen Welt ausgelöst, bei denen über 20 Menschen getötet worden. Auch eine Rede von Papst Benedikt XVI. 2006 in Regensburg, in dem er den Islam durch ein historisches Zitat mit Gewalt in Verbindung brachte, führte zu Unruhe und Protesten.

(Ag.)

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