Augsburgs einzigartiger Beitrag zum sozialen Wohnbau: die 500 Jahre alte Fuggerei.
Augsburg

Die Fuggerei: Gated Community aus der Renaissance

Die heute älteste noch existierende Sozialsiedlung der Welt, die Fuggerei, wird 500 Jahre alt. Ihre ursprüngliche Intention ist aufrecht. Für die Stadt Augsburg ist es die meistfrequentierte Sehenswürdigkeit.

Dagegen sölle ain yedes Hawsvolckh alle Jar ain Gulden, zu Auffenthaltung der Gebew geben.“ Was sich nach schwerer Zunge anhört, ist der bedeutendste Passus eines Stiftungsbriefs aus dem Jahr 1521. Und der hat einen bis heute gültigen revolutionären Inhalt. Der Stifter war kein Geringerer als der Augsburger Kaufmann, Bankier und Bergbauunternehmer Jakob Fugger, der seinem Beinamen, „der Reiche“, alle Ehre machte. Vor 500 Jahren, am 23. August, stiftete er mit zwei Neffen die heute älteste noch existierende Sozialsiedlung der Welt, die Augsburger Fuggerei. Hier sollten „würdige Arme“ ein Zuhause finden und nicht mehr als einen Rheinischen Gulden Miete zahlen. Daran hat sich bis auf die Währung nie etwas geändert. Heute bezahlt man für eine Wohnung in der Fuggerei 0,88 Euro Kaltmiete – im Jahr!

Angespannter Immobilienmarkt in Augsburg

Die Büste des Stifters Jakob Fugger steht in einem stillen Winkel der Fuggerei in Augsburg.
Die Büste des Stifters Jakob Fugger steht in einem stillen Winkel der Fuggerei in Augsburg. Ulrich Traub

Rainer H. lebt seit drei Jahren in der innenstadtnahen Sozialsiedlung. „Ich bin jeden Tag froh, dass es geklappt hat“, betont er. „Hier kann man zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen.“ Der Frührentner, der krankheitsbedingt seinen Job verlor, hatte auf dem angespannten Immobilienmarkt der Stadt keine Chance. „Dass ich nicht obdachlos geworden bin wie so viele in Augsburg und nie Hunger leiden musste, dafür bin ich sehr dankbar“, erklärt der Fuggerei-Bewohner sichtlich bewegt.
Das Schicksal von Rainer H. belegt ein omnipräsentes Problem. Bezahlbarer Wohnraum ist nicht in ausreichendem Maß vorhanden, und Gegenmaßnahmen sind, wenn überhaupt, eher von zögerlicher Natur. Da erstaunt es nicht, dass sich das jahrhundertelang erprobte Erfolgsmodell der Fuggerei großer Beliebtheit erfreut. Die Warteliste ist lang wie eh und je. Verwunderlich aber, dass diese Idee keine Nachahmer gefunden hat. „Nie mehr ist ein vergleichbares Objekt entstanden“, weiß Astrid Gabler, die in der Administration für Kommunikation und Programme zuständig ist.

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