ÖBB drohen höherer Verlust durch Güterverkehr

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oeBB drohen hoeherer Verlust(c) Fabry Clemens
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Die Güterverkehrs-Tochter der ÖBB könnte heuer bereits einen Verlust von bis zu 80 Millionen Euro erlitten haben. Die Hälfte dürfte aus der ungarischen MAV Cargo stammen, die die ÖBB Ende 2008 gekauft hat.

Die heimische Bahn dürfte heuer tiefer in die roten Zahlen fahren als befürchtet. Statt des bisher erwarteten Minus von rund 60 Millionen Euro droht den ÖBB laut informierten Kreisen ein dreistelliger Millionenverlust, berichtet der "Kurier". Hauptschuld daran soll die Güterverkehrstochter Rail Cargo Austria (RCA) sein, einst die Cash-Cow des ÖBB-Konzerns.

Halber Verlust aus Ungarn

Die RCA soll im ersten Halbjahr dem Vernehmen nach bereits ein Minus von 70 bis 80 Millionen Euro eingefahren haben, so die Zeitung. Allein die Hälfte davon trägt laut Zwischenbericht - den der neue Bahn-Chef Christian Kern am Donnerstag dem Aufsichtsrat der ÖBB-Holding vorlegen will - die ungarische RCA-Tochter bei. Die ÖBB hatten die damals staatliche Güterbahn MAV Cargo (jetzt Rail Cargo Hungaria) Ende 2008 um rund 400 Millionen Euro gekauft.

Kartellverfahren noch nicht vom Tisch

Insgesamt könnte der Verlust der RCA aber noch weit höher ausfallen, heißt es. Denn ihr drohe wegen des seit längerem laufenden Kartellverfahrens im Speditionsbereich - eine Kartellstrafe, die über 400 Millionen Euro ausmachen könnte, so die Zeitung. Dafür gebe es bisher in der Bilanz keine Rücklagen. Die RCA hat aber schon im März betont, nie Mitglied der SSK (Speditions-Sammelladungs-Konferenz) gewesen zu sein, die im Zentrum des Kartellverfahrens steht.

Zwischen RCA-Chef Friedrich Macher und ÖBB-Boss Kern, der Aufsichtsratschef der RCA ist, soll der Haussegen wegen der Verluste und des Kartellverfahrens schon mehr als schief hängen. Intern werde schon mit einer Entmachtung Machers spekuliert.

Nächste Baustelle Steuerrückzahlung

Auch die Folgen der "Nicht-Kapitalerhöhung" werden die ÖBB-Aufsichtsräte morgen beschäftigen. Während der Bund beim teilstaatlichen Verbund eine halbe Milliarde Euro für Investitionen fließen lässt, ging die Bundesbahn bisher leer aus. Die Bahn soll dem Bund 60 Millionen Euro Steuernachzahlung für Fahrbegünstigungen leisten, darüber hinaus sind vom Finanzministerium geforderte Zahlungen für Pflegegeldrückvergütungen bei den ÖBB nicht unumstritten. Insgesamt fordert ÖVP-Finanzminister Josef Pröll von der Bahn 300 Millionen Euro Steuerrückzahlung.

Das Sparprogramm der Regierung ist noch nicht am Tisch, die künftige Entwicklung der Gemeinwirtschaftlichen Leistungen noch nicht fixiert. Dass ÖVP-Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka weiter mit seiner Kritik an der Bahn nicht hinterm Berg hält, könnte auch morgen wieder einmal thematisiert werden. SPÖ-Verkehrsministerin Doris Bures hat bereits mehrfach die Verantwortung des Eigentümers auch beim schwarzen Koalitionspartner eingemahnt.

(Ag./Red)

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