Seit einigen Monaten weist der „Duden“ Personen- und Berufsbezeichnungen ein Geschlecht zu. Chefredakteurin Kathrin Kunkel-Razum über Kritik an den Änderungen und die Gründe dafür.
Die Presse: In der Frage, ob ein Politiker ein Mann ist oder die Bezeichnung geschlechtsneutral, hat der „Duden“ nun klar Stellung bezogen. Nämlich?
Kathrin Kunkel-Razum: Der „Duden“ sagt, dass „der Politiker“ ein Mann ist. Der „Duden“ sagt aber auch, dass, wenn wir von „den Politikern“ sprechen, auch eine geschlechtsübergreifende und damit traditionelle Verwendung sowohl für Männer wie auch für Frauen möglich ist.
Denken Sie, das bildet den Sprachgebrauch ab?
Wir reden hier vom Nominativ Singular. Da bilden wir sicher die sprachliche Realität ab, dass mit „Der Politiker spricht heute“ ein Mann gemeint ist.
Und im Plural?
Da sieht es tatsächlich etwas anders aus. Da haben wir geschlechtsübergreifende Formen, eine Verwendung, die traditionell generisches Maskulinum genannt wird. Wir sagen „die Politiker“ und können hier Frauen mitmeinen. Aber genau da liegt das Problem, dass wir inzwischen häufig nicht mehr wissen, ob nur Männer oder Frauen und Männer gemeint sind.